Mitten in Utting:Heimsuchung mit Luther

Gott sei dank ist die Ökumene am Ammersee kein Fremdwort mehr

Kolumne von Armin Greune

Im 501. Jahr der Reformation ist Luther nun auch in ein katholisches Gotteshaus eingezogen. Am Sonntag traten Monika Drasch, Georg Glasl, Sebastian Myrus und Gerd Holzheimer in der Pfarrkirche Utting auf: Mit ihrer Revue "Maria, Luther und die Liebe" und dem erklärten Ziel, "das evangelische Bayern zu erspüren". Grund dafür waren zwei zunächst unglücklich erscheinende Umstände: Erst musste die im Oktober des Lutherjahres geplante Veranstaltung im evangelischen Gemeindehaus Utting ausfallen, weil Drasch erkrankte. Und dann brannte dort kurz vor dem Ersatztermin der Keller aus. Doch in Utting ist Ökumene kein Fremdwort mehr: Pater Xaver bot den heimatvertriebenen Künstlern im Sold der Protestanten kurzerhand seine Kirche an - die dazu passenderweise den Namen "Mariä Heimsuchung" trägt.

Dass Drasch dem Priester nun "fürs Asyl" danken konnte, kann sich die rothaarige Musikerin mit der grünen Geige auch selbst zu Gute schreiben. Schließlich ist sie in Niederbayern in eine Klosterschule gegangen und offenbar nie ganz vom rechten Glauben abgewichen: 2015 hatte sie jedenfalls im katholischen Gotteshaus ihrer jetzigen Heimatgemeinde Utting Lieder und Texte über die "Gottesmutter Maria" vorgetragen. Am Sonntag aber empfahl Holzheimer bei der augenzwinkernden Schilderung des historischen Kampfes der Konfessionen "Lutherol-Tabletten" für die Ablassprävention und gegen Fegefeuerfurcht.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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