Mitten in Tutzing:Christbaum unten ohne

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In Tutzing steht ein Prachtexemplar, allerdings unten ohne Lämpchen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Warum in Tutzing der Lichterschmuck nur im höheren Geäst angebracht wird

Kolumne von Manuela Warkocz

Ein Christbaum vor dem Rathaus - von einem edlen Spender gestiftet, von Gemeindehelfern aufgestellt und geschmückt. Was gibt es Schöneres, um Frieden und Eintracht in einer Gemeinde während der Adventszeit zu symbolisieren? Aber nein! Alle Jahre wieder wird lamentiert. Mal ist der Baum zu klein, mal zu dünn, mal hat er zu wenig Äste, mal welche, die Waldsterbensmäßig herunterhängen wie trauriges Lametta. Es wird herumgemäkelt. Und gerne ergießen sich Hohn und Spott über's Rathaus. So geschehen letztes Jahr in Tutzing. Bürgermeisterin Marlene Greinwald wollte deshalb heuer einfach überhaupt keinen Baum aufstellen. Ende der Diskussion.

Irgendwie setzte sich doch die Tradition durch. Oder der diesjährige Spender hat die Rathauschefin versöhnlich gestimmt. Jedenfalls thront jetzt ein wirklich stattlicher, makelloser, buschiger Baum vor dem Tutzinger Rathaus. Alles wunderbar? Von wegen. Für einen echten Christbaum hat er halt leider doch wieder einen Schönheitsfehler: Lichterketten zieren ihn nur zu Zweidrittel, im oberen Geäst. Untenrum bleibt er bis auf Mannshöhe dunkel. Das sei doch kein Zustand, befand CSU-Gemeinderat Thomas von Mitschke-Collande am Dienstag im Umweltausschuss. So ein Christbaum sei schließlich eine Visitenkarte für den Ort. Wenn Tutzing so klamm sei, wolle er gern privat zwei Lichterketten stiften, um den Schmuck zu komplettieren.

Bei diesem Blackout geht es aber gar nicht ums Geld. Vielmehr könnten die unteren Lichterketten gestohlen werden, gab die Bürgermeisterin die Erklärung wieder, die man ihr genannt habe. Und die ihr selbst nicht einleuchtet. Warum sollten sich Diebe ausgerechnet des kommunalen Christbaumschmucks bemächtigen, während rundum überall pompös mit Lichterketten behängte Bäume um die Aufmerksamkeit wetteifern? Greinwald will beim Rathausbaum persönlich noch einmal nachhelfen. Damit sich kein Tutzinger schämen muss. Auf dass pünktlich zum ersten Advent rund ums Rathaus nur noch seliges, jubelndes "O Tannenbaum" erklinge.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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