Ach, es ist ein Kreuz. Hobbygärtner kennen das. Gerade hat man mühsam den Kiesweg geharkt, Löwenzahn und Gänseblümchen zwischen den Steinchen herausgepult. Und ein paar Wochen später, nein, Tage später? Schaut's schon wieder aus wie auf einer Bauernwiese. Schluss mit Wildwuchs! Aber wie? In Tutzing schwört man jetzt auf eine neue Methode, um Unkraut am Friedhof los zu werden.
Was haben die Gemeindearbeiter nicht schon alles ausprobiert. Jahrelang wurde Chemie wie Blaukorngift gesprüht, gegossen und gestreut. Das verbietet heute die EU. Dann rückte man mit einem Gasbrenner an. Giersch, Brennessel und Co. wurden geflammt, bis sie platzten. Abgestorbene Blätter und Stengel zusammenrechen und gut ist? Von wegen. An die Wurzel kommt man mit der Methode nämlich nicht ran, das Zeug sprießt umgehend wieder. Ungefährlich sind die Flammenwerfer auch nicht. Erst vergangene Woche hat ein Herrschinger Hobbygärtner seine Hecke aus Versehen abgefackelt.
In Tutzing soll nun schlicht heißes Wasser helfen. "Funktioniert wie ein Wasserkocher mit Sprühlanze" heißt es aus dem Rathaus, wo man gerade deutschlandweit Angebote studiert. Nur dass man beim "Heißwasserbekämpfungssystem" nicht mit einem Gießkännchen über die Kieswege spaziert, sondern eine Art Mini-Traktor samt Tank mit etwa 140 Grad heißem Wasser, mehrere tausend Euro teuer. Auch damit muss man mehrmals Brennnessel und Kamille überbrühen, bis alle Samenkörner zerstört sind und das Unkraut bis zur Wurzel erledigt ist. Vor dem üblichen Besucherandrang auf dem Friedhof an Allerheiligen wird das nichts mehr werden. Der Unkrautkocher soll nächstes Jahr Tutzing stubenrein machen.
Funktioniert der nicht zufriedenstellend, könnte die Seegemeinde vielleicht noch zwei andere Waffen aus dem Arsenal der Unkrautbekämpfung ausprobieren. Fachleute propagieren Infrarotlicht. Und heiße Luft. Kein Witz.