Sprichwörter sind ja so praktisch. Irgendeines passt immer, zur Situation oder sogar zum Ort. Wer etwa durch Inning spaziert, dem könnte theoretisch Elmar Kupke in den Sinn kommen. Von ihm stammt der Spruch: "In dieser Stadt kennen sich die Leute schon von weitem zu gut..." Das kann bei einer gerade mal rund 4000 Seelen zählenden Gemeinde nie falsch sein. Allerdings dürfte der Philosoph Kupke nicht jedem geläufig sein.
Aber egal. Es gibt ja noch mehr Sprichwörter: "Man muss die Feste feiern, wie sie fallen." Den Spruch kennt jetzt nun wirklich jeder. Auch in Inning. Und dort belässt man es nicht nur dabei, ihn zu zitieren, sondern setzt ihn auch um. So blicken die Menschen dort schon mit großer Freude auf das kommende Jahr: Denn dann soll der Ortsteil Stegen 750 Jahre alt werden. Klar, dass das ein Grund zum Feiern ist. Eigens dafür hat sich ein Arbeitskreis gebildet, um die Festivitäten zu organisieren. Und was sie sich alles ausgedacht haben! Eine Beachparty mit Live-Band zum Beispiel, ein Picknick in Weiß, eine Sternfahrt mit kostenlosem Fahrradcheck und Biertragerlklettern. Was für ein schönes Festprogramm!
Doch jetzt ist etwas schier Unfassbares passiert: Mitorganisatorin Jutta Göber entdeckte bei ihren ortshistorischen Recherchen, dass das Entstehungsjahr Stegens keineswegs gesichert ist. Also was nun? Die 750-Jahr-Feier und alles absagen, was bereits geplant, organisiert und fixiert ist? Alles vergebliche Liebesmüh? Die Feierträume der Inninger - zerplatzt an ein paar Wissenschaftlern, die sich anmaßen, die Geschichte besser zu kennen als jedes einzelne Gemeindemitglied? Das geht gar nicht!
Also besinnt man sich auf ein anderes Sprichwort. Das sagt: "Man muss die Feste legen, wie man sie feiern möchte." Von Detlev Fleischhammel stammt das. Den Theologen kannte zwar bislang in Inning kaum jemand. Aber was macht das schon: Hauptsache, er hat Recht. Und das ist ja jetzt belegt. Eindeutig.