Als S-Bahn-Pendler wird man ja genügsam. Da mag der Münchner Verkehrsverbund (MVV) noch so viele Statistiken über seine tolle Pünktlichkeit in die Welt setzen. Man erlebt es täglich am eigenen Leib, dass es mit dieser Statistik nicht weit her ist. Nun ja, dass die S 6 in den vergangenen Tagen nur bis Gauting gefahren ist und von Starnberg nach Tutzing wegen umgestürzter Bäume überhaupt nicht - geschenkt. Man übt sich in Geduld und in Gelassenheit und wartet auf den Bus, der "bald" kommen soll, wobei "bald" heißen kann: in einer Stunde.
Die einzigen, die die Kraft haben, sich darüber aufzuregen, sind die Wenigfahrer und die Wanderer. Da diese meist zu den älteren Zeitgenossen gehören, sind ihre Bemerkungen zwar erfahrungsgesättigt, aber leider aus der Zeit gefallen. Nein, früher war nicht alles besser! Früher fuhr die S-Bahn nicht so häufig wie heute und kaum war es ein bisschen warm draußen, begann der Streit um geschlossene oder geöffnete Fenster in den Waggons. Jetzt regelt die Klimaanlage alles. Ein Segen! Ab und zu überrascht der MVV aber auch den erfahrenen Pendler noch. Zum Beispiel wenn in Pasing eine S 6 eintrifft, die um fünf Minuten zu früh dran ist und nur bis Gauting fährt. Was ist jetzt los? Ein neuer Service?, fragt man sich und steigt schicksalsergeben ein, obwohl man nach Starnberg will. Während der Fahrt sieht man sich schon auf den Bus in Gauting warten, der ja bald kommen, aber eine Stunde Wartezeit fressen wird.
Es kommt diesmal ganz anders: Kaum taucht Gauting auf, klärt einen die Lautsprecherdurchsage auf, dass Endstation sei, aber in fünf Minuten die S 6 nach Tutzing kommen werde. Und erst jetzt wird einem klar: Die S 6 nach Gauting war ein stark verspäteter Zug mit dem Ziel Starnberg. Das wurde gestrichen, wegen der Verspätung!