Mitten in Starnberg:Zeit der Verdrossenheit

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Der Jugendbeirat bleibt unbesetzt. Anbei ein paar Tipps, wie man es besser macht

Von Matthias Pfeiffer

Wäre auch nur irgendwer zur Jugendbeiratswahl gekommen, hätte er sich schön gewundert: Niemanden konnte man wählen, keiner hat sich aufstellen lassen. Was ist nur los mit der Jugend? Ist die Politikverdrossenheit schon so groß, dass niemand mehr wählen oder gewählt werden will?

Es liegt auf keinen Fall daran, dass die Jugendlichen zu beschäftigt wären. Wer Zeit für "Pokémon Go" hat, kann gar nicht so viel zu tun haben. Vielmehr liegt es wohl doch daran, dass sich keiner mit den Kandidaten identifizieren kann. Gut, nun gab es in Starnberg schon mal gar keine Kandidaten, obwohl sicher viele in dieses wichtige Amt gewollt hätten. Anders kann es ja nicht sein. Aber die Jugend ist verunsichert, hat womöglich Angst etwas falsch zu machen. Deshalb lässt man es gleich bleiben. Würden sie sich mal bei den Großen was abschauen, wäre das Problem gelöst. Oder?

Es ist nämlich gar nicht so schwer, erfolgreicher Kandidat zu sein. Man muss sich nur irgendwen suchen, der schuld ist. Wer und an was ist erst mal zweitrangig. Aber mit der neuen Beschützerrolle findet man viele Anhänger. Auch Starnbergs Bürgermeisterin Eva John hat es mit dieser Taktik weit gebracht. Ist man erst mal gewählt, kann man sich zurücklehnen. Sollten sich dann wirklich Jugendliche erdreisten, einen unnötigen Skatepark oder ein teures Musikfestival zu fordern, sucht man sich den nächsten Übeltäter, der daran schuld ist, dass es nicht geht. Das kann man dann auch wunderbar durch Facebook und Twitter in die Welt posaunen. So bekommt man die Jahre unbeschadet rum.

Im Lokalen funktionieren die gleichen Mechanismen wie in der Weltpolitik. Das hätte man den Starnberger Teenies aber vielleicht vorher mal sagen sollen. Man muss sich nur einfach mal trauen und den jungen Wählern die passenden Probleme bieten, bei Bedarf auch die Lösung dazu. Nur so bringt man Schwung in die Sache. Am Badewetter wird es kaum gelegen haben.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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