Mitten in Starnberg:Wintertraum ohne Schnee

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Kommunalpolitiker verschenken in der Stadt Teebeutel. Auch ohne Wahlkampf

Von peter Haacke

Hand aufs Herz: Oft genug sind es doch gerade die kleinen Freuden, die uns in diesen vorweihnachtlichen Zeiten mit stressiger Jagd nach Geschenken besonders beglücken. Die Geschäftswelt kennt diesen Mechanismus schon lange: Wer seine Kunden beizeiten mit einem kleinen Präsent beglückt, einem Kalender, Notizblock oder sonst etwas Nützlichem, der macht sich auf lange Zeit Freunde.

Doch auch politische Parteien und Gruppierungen setzen zuweilen auf diesen Mechanismus - wobei es eben nicht aufs Geschenk ankommt, sondern vielmehr auf die Geste. Allerdings beglücken Kommunalpolitiker ihr Volk zumeist in Wahlkampfzeiten, eher seltener nach dem Urnengang. Nicht so das "Bündnis Mitte Starnberg" (BMS), also die Gruppierung von Starnbergs Bürgermeisterin Eva John: Deren brave Helfer zogen jüngst mit prall gefüllten Körbchen durch die Innenstadt, um im Namen der Fraktion "Frohe Weihnachten" zu wünschen. Als Geschenk gab's einen "Wintertraum"-Teebeutel, Geschmacksrichtung Zimtstern-Orange, der "einen ruhigen Moment in der staaden Zeit" bescheren sollte. Immerhin: Die lieblich-würzige Mischung hat einen kalkulierten Wert von ungefähr 7,8 Cent.

Freilich werden kritische Geister nun hinterfragen, welche Botschaft hinter der Weihnachtsgabe stecken könnte. Sollen die Wähler womöglich weiter träumen von Umfahrung, Seeanbindung und allen möglichen Baustellen? Oder sollen sie einfach nur "lieblich" gestimmt werden für das, was ihnen 2016 noch blüht? Der Verkehrsentwicklungsplan vielleicht, die Gespräche mit der Bahn oder die Straßenausbaubeitragssatzung? Oder sollen die Starnberger womöglich gar nur einfach abwarten und Tee trinken? In den Verbraucherportalen ist das Echo zum "Wintertraum" derweil geteilt. Die einen erfreuen sich am Geschmack des aromatischen Warmgetränks im praktischen Doppelkammer-Beutel und finden ihn lecker. Andere hingegen empfinden das Gebräu enttäuschend und fade.

Nichtsdestotrotz ist die Idee mit den Teebeuteln gar nicht so schlecht. Nur die Sortenwahl sollte man eventuell überdenken. Wie wäre es beispielsweise mit "Harmonie" oder gar "Inspiration"?

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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