Der Winter naht, und hoch oben in den Bergen wappnen sich die Murmeltiere. Das sieht recht possierlich aus, wenn sie wuschelig und wohlgenährt über die steinigen Hänge mopsen und gelegentlich anhalten, um einen spitzen Pfiff abzugeben. Für Wanderer ein ebenso beliebtes Fotomotiv wie die Gams, allerdings meist ebenso weit entfernt.
Auch herunten im Fünfseenland wird es frisch, die netten Igel bauen sich Nestchen, die possierlichen Eichhörnchen sammeln Nüsschen, und die penetrante Wildsau wühlt den Garten von Falko-Alexander Stichnoth um. Mitten in Starnberg tummelt sich mittlerweile auf der Nahrungssuche der Schwarzkittel, der sich, gestärkt vom Mais, immer weiter in die Dörfer und Städte traut. Deutlich sichtbar sind die Abdrücke des Paarhufers auf dem Grundstück an der Riedeselstraße. Dort grenzt zwar direkt ein Waldstück an, um in die Angerweide-Siedlung zu gelangen, muss das Tier aber durch Wohngebiete.
Mit seiner Nase wühlt das Schwein rücksichtlos durch die Wiese, um essbare Wurzeln, Würmer, Engerlinge, Mäuse oder Schnecken freizulegen. Ökologisch ist dieses Verhalten sogar wertvoll, weil es die Artenvielfalt erhöht, für den Gartenliebhaber aber eher lästig, weil er lieber selbst festlegt, wo gepflügt wird und wo nicht. Die Sau macht sich mit ihrer aufdringlichen Art ähnlich unbeliebt wie der Biber, der in Gärten an der Würm ungefragt junge Apfelbäume umfrisst.
Vor vier Wochen hat Stichnoth erstmals die Huf- und Rüsselspuren auf seinem Grundstück entdeckt, den Verursacher selbst aber noch nie zu Gesicht bekommen. Nun legt sich der Starnberger auf die Lauer. An seinem Haus hat er eine Wildkamera installiert, die automatisch Aufnahmen macht, wenn sich etwas regt. So dürfte es bald schöne Aufnahmen vom einem Wildschwein in Starnberg geben. Ganz aus der Nähe. Näher als einem lieb ist. Dann vielleicht doch lieber Murmeltierchen aus der Ferne.