Mitten in Starnberg:Wer glaubt schon den Experten

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Es ist immer das gleiche Lied: Es ist Winter und dennoch ist jeder überrascht, wenn er da ist

Von Astrid Becker

Ach, ist die Welt nicht voller Wunder? Zum Beispiel, wenn Anfang Januar der Winter einbricht. Damit kann niemand rechnen, genauso wenig wie mit Weihnachten. Das kommt auch immer völlig unverhofft. Eben genauso wie der Schnee und das Eis jetzt. Das ist einfach eine Überraschung, selbst für den, der sich längst Winterreifen auf sein Auto montiert hat. Das hat schließlich nichts mit glatten Straßen und eisigen Temperaturen zu tun, sondern mit Abwechslung. Es ist ja auch fad, tagein, tagaus mit denselben Felgen durch die Gegend zu fahren. Das will kein Mensch. Genauso wenig, wie Wetterberichte hören.

Man denke allein mal an den vergangenen Montag. Morgens noch eitel Sonnenschein, nachmittags dicke Schneeflocken. So hatten es die Meteorologen auch vorhergesehen. Doch dass sie es wirklich ernst meinten, hat sich in manchen Gemeinden erst am Morgen des nächsten Tages herumgesprochen. Erst dann schickten sie ihre Streufahrzeuge los, um dem autofahrenden Menschen das Leben zu erleichtern. Na ja, es dauert ja selbst via Expressbestellung eine Weile, bis Streugut geliefert wird. Da muss man schon Verständnis haben. Genau wie für die Kollegin, die sich am Mittwoch darüber wunderte, warum das Tor an ihrer Einfahrt zugefroren ist und sie erst einmal einen Eimer heißes Wasser brauchte, um es zu öffnen. Was bitte haben Minusgrade damit zu tun? Und warum gibt es die überhaupt im Januar? Braucht kein Mensch. Schon gar nicht in Zeiten des Klimawandels, von dem auch immer alle ganz überrascht sind, obwohl die Wissenschaft schon in den Siebzigern davor gewarnt hat. Aber egal, schließlich soll man nicht jeden Unsinn glauben, den Experten von sich geben.

Neuerdings behaupten die sogar, dass es am Freitag sibirisch werden soll: tagsüber bis minus elf Grad, nachts sogar bis minus 20. Wenn das kein Quatsch ist! Stattdessen wird der Föhn über uns hereinbrechen. Jawohl! Schließlich liegt das Fünfseenland in der Nähe de Alpen, und da gehört sich das einfach so. Außerdem ist Feiertag und damit Zeit für Biergarten. Ob's da zur Not auch Glühwein gibt? Oder heißen Caipirinha? Man wird sehen. Die Welt ist ja bekanntlich voller Wunder. Sogar im Januar.

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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