Mitten in Starnberg:Technisches Wunder

Lesezeit: 1 min

Was aus der Frau mit Pferdeschwanz, SUV, Hund und zwei Kindern geworden ist, die man seit drei Wochen nicht mehr vor der Tierhandlung sah

Von Astrid Becker

Drei Monate lang ist es regelmäßig passiert. Etwa alle zwei Tage, außer am Wochenende. Eine blonde Frau mit Pferdeschwanz, zwei Kindern und einem Hund hat ihren SUV auf dem Parkplatz in der Gautinger Straße, direkt an dem Geschäft für tierischen Bedarf, abgestellt. Klar, um Futter für den lieben Vierbeiner zu kaufen. Das ist im Grunde absolut nichts Böses, wenn die Gute für ihr Auto einen Parkplatz besetzen würde,und nicht immer drei. Zum Glück verweilt die blonde Frau nicht lange in dem Laden, denn sonst könnte es ihr glatt passieren, dass sie, ihre zwei Kinder und der Hund ihr Auto stundenlang suchen müssten, weil es eine private Firma - übrigens rechtskonform - abgeschleppt und irgendwo in Starnberg abgestellt hat.

Seit drei Wochen ist jedoch alles anders. Der SUV, die blonde Frau, ihre zwei Kinder und der Hund lassen sich nicht mehr blicken. Logisch, denkt man, es sind ja Ferien. Doch manchmal ist alles anders als man glaubt. Neulich nämlich traf eine Kollegin einen guten alten Freund, seine zwei Kinder samt Hund. Der Mann präsentierte ihr stolz sein Auto, das er sich erst vor einem Vierteljahr gekauft hat. Zugegeben: Eine echt schicke Karre. Ausgestattet mit allen elektronischen Finessen dieser Zeit. Und weil grad alles so nett war und so eine Karosse ein Grund zum Feiern ist, ging die Kollegin mit ihrem guten Freund, den beiden Kindern und dem Hund zum Essen.

Nach zweieinhalb Stunden trafen sie wieder an besagten technischem Wunderwerk ein. Und? Das Auto freute sich. Sagten die Kinder. Denn die Karosse blinkte, hupte, der Motor lief. Offenbar schon länger. Denn das Auto war so heiß, das nur eine Explosion es noch abkühlen konnte. Der Autobesitzer freute sich weniger. Er gab das gute Stück in die Reparatur. Zwei Wochen lang. Danach war er wieder glücklich. Einen halben Tag lang. Denn dann freute sich das Auto wieder. Der Autobesitzer allerdings nicht. Er trennte sich von seinem Wagen und fährt nun Fahrrad. Seine blonde Frau findet das übrigens großartig. Genauso wie ihr Pferdeschwanz, ihre zwei Kinder und der Hund.

© SZ vom 05.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: