Mitten in Starnberg:Starnberger Untiefen

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Auflaufen kann man immer - in der Schifffahrt wie in der Liebe

Von ASTRID BECKER

Wer jemals mit einem Schiff der bayerischen Dampferflotte über den Starnberger oder den Ammersee getuckert ist, wird spätestens bei dieser Gelegenheit etwas Wichtiges über das Fünfseenland erfahren haben: Es gibt hier Untiefen! Und was für welche.

Nun ist diese Information wahrscheinlich nicht für Jedermann gleichermaßen wichtig. Für einen Kapitän bei der hiesigen Schiffsflotte vielleicht schon. Vielleicht auch für all diejenigen, die sich auf ihrer Segelyacht auf den hiesigen Gewässern herumtreiben. Wohlgemerkt: Von Segelyachten ist hier die Rede. Nicht von Tretbooten und Surfbrettern. Wer damit Wassersport betreibt, muss den Untiefen nicht unbedingt Beachtung schenken - außer er empfindet das Wort "Untiefe" als Inspiration für etwas anderes. Wie der Starnberger Stadtrat für seine Sitzungen beispielsweise. Oder dieser eine Ex-Bürgermeister, der wegen eines Gehwegs ewig mit seiner Gemeinde vor Gericht gestritten hat. Aber das nur ganz nebenbei. Schließlich kann das Wort "Untiefe" auch noch ganz andere Bedürfnisse in der Seele desjenigen weckt, der es vernimmt.

Zum Beispiel danach, einen Roman zu schreiben. Einen autobiografischen. Der sich ganz den geheimen Gefühlen und Sehnsüchten widmet, die in jedem schlummern - oder auch nicht. Die Starnberger Autorin Nelli Novell gehört offenbar zu denjenigen, die solche Empfindungen hegen. Sie hat sie nun in ihrem Roman "Geheime Gefühle" aufgeschrieben. Darin geht es allerdings nicht um Gewässerkunde oder dergleichen, sondern um die Sehnsucht nach Liebe und die Sucht nach Sex.

Und damit gewissermaßen auch um "Untiefen". Also um ganz normale Dinge hierzulande. Wer das nicht glaubt, muss nur in die Lesung aus diesem Roman gehen. Am kommenden Donnerstag um 19.30 Uhr in der Bücherjolle. Eine Erkenntnis wird man dort mit Sicherheit mit nach Hause nehmen: Im Leben geht es nicht immer so tief wie gedacht. Weder in der Liebe noch in der Schifffahrt. Auflaufen kann man leider immer. Sogar im Fünfseenland.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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