Mitten in Starnberg:Sprung mit Folgen

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Ein Radl ist nicht nur allein zum Radeln da

Kolumne von Peter Haacke

Gibt es etwas Schöneres dieser Tage, als mit dem Fahrrad durch die sonnenverwöhnte Kreisstadt zu fahren, den Starnberger See zu bewundern und den Herbst mit seiner leuchtenden Farbenpracht zu genießen? Wohl kaum. Manch einer, der im Morgengrauen mit dem Auto ins Büro muss und erst am Abend mit Einbruch der Dunkelheit heimkehrt, könnte angesichts jener glückstrahlenden Menschen, die einem arbeitsbefreiten, unbeschwerten Dasein frönen, schier verblassen vor Neid. Allerdings ist Starnberg immer auch für eine Überraschung gut - sogar in den bestens besuchten Erholungsgebieten am See.

Denn so ein Fahrrad ist nicht nur schnödes Fortbewegungsmittel, sondern taugt bedingt auch als Sportgerät. Insbesondere Jugendliche entwickeln zuweilen ungeahntes Kreativitätspotenzial, was man mit einem Drahtesel so alles anstellen kann. Ein eindruckvolles Beispiel davon vermittelt ein Bericht der Starnberger Polizei vom Mittwoch. Die Geschichte, die auf Tatsachen beruht, handelt von einem zwölfjährigen Schüler aus Starnberg, der in seinem jugendlichem Leichtsinn offenbar die Sprungeigenschaften seines Radls testen wollte. Die Herausforderung: Der Schiffbauerweg in Percha wird auf Höhe des "Percha Beach" von einem Erdwall zur Liegewiese hin abgegrenzt. Gerade jüngere Menschen, die erstaunlich rationell denken bei der Wegevermeidung, benutzen daher nicht etwa den Geh- und Radweg, um auf den dahinter liegenden Schiffbauerweg einzubiegen, sondern springen lieber direkt über den Wall. So tat es am Mittwoch auch der Protagonist dieser Geschichte, dem bei seinem Tun jedoch ein kleiner, aber bedeutsamer Fehler unterlief. Denn der Schiffbauerweg ist aufgrund der Büsche dort nicht wirklich einsehbar.

Es kam, wie es kommen musste: Just in dem Moment, als der 12-Jährige zum Sprung ansetzte, fuhr ein 59-Jähriger aus Nordrhein-Westfalen mit dem Fahrrad den Schiffbauerweg entlang. Die schmerzhafte Begegnung erfolgte jenseits des Walls, beide kamen zu Fall. Das halbwegs tröstliche Ende der Geschichte: Der Junge blieb unverletzt, der Mann erlitt bei allem Unglück nur Prellungen.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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