Mitten in Starnberg:Schwarze Gedanken

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Manchmal kommt alles zusammen: ein gefräßiger Marder und ein kaputtes Handy

Von otto fritscher

Mit einem kräftigen Frühstück fängt der Tag einfach besser an. Der eine mag ein kerniges Müsli, der andere ein Bauernsemmel vom Bäcker Meier, und der dritte was Weicheres. Nein, keine Semmel vom anderen Bäcker, den wir hier aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht nennen wollen, sondern lieber gleich "was Gscheits", also eine Portion Original-Gummi, nichts Nachgemachtes. So wie mein Freund, der Marder, der jede Nacht vorbeischaut, ob das Auto noch vor der Tür steht, aufs Dach klettert, gemächlich die Windschutzscheibe hinabrutscht und sich dann wieder trollt, ohne Schaden anzurichten. Meistens zumindest.

Denn irgendwie muss ihn das neue Auto verunsichert haben, er hat probiert, wie es schmeckt. Nein, nicht gleich die Hauptspeise, also den Kühlmittelschlauch angenagt, sondern ganz vorsichtig die Gummi-Ummantelung der Antenne auf dem Dach angeknabbert, die jetzt aussieht wie ein Federbusch - und das auf einem neuen Auto. Nun ja, gleich mal die Werkstatt anrufen - doch über Nacht hat das Handy seinen Geist aufgegeben. Einfach so. Unerklärlich.

Die freundliche Dame im Elektromarkt müht sich redlich, doch auch sie kann das Teil nicht wieder zum Leben erwecken, das Display bleibt schwarz, so wie die Gedanken immer schwärzer werden. Ein Ersatzhandy, die rettende Idee, nach einer halben Stunde, immerhin. Kaum ist die Sim-Karte reingefummelt, fällt der Service-Frau ein, dass man ja das Gerät noch zurücksetzen muss, weil man sonst lesen könnte, was der Vorbesitzer alles geschrieben hat, wohin er gesurft ist. Wieder zehn Minuten gewartet, es müssen wahre Müllberge sein, die da in dem Handy gelöscht werden müssen.

Endlich, Sim-Karte wieder rein - und das Gerät erkennt sie nicht. Tja. Allgemeine Ratlosigkeit. Wie wäre es mit einem Ersatz-Ersatzgerät? Scheint schwierig zu sein, so etwas in einem Großmarkt zu haben - doch nach gut einer Stunde ist man wieder stolzer Besitzer eines funktionierenden Handys. Blöd nur, dass erst mal alle Daten weg sind. Tja, selber schuld. Man hätte sie ja sichern können. Und immer wieder schwarze Gedanken: Wo gibt es gleich wieder eine Lebendfalle für den Marder?

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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