Mitten in Starnberg:Schöner sitzen

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Nicht jede Bank lädt zum Verweilen ein, auch wenn sie neu ist

Von Otto Fritscher

Dass es endlich Frühling wird, lässt sich ja an vielerlei Anzeichen ablesen. Die Eisdielen öffnen wieder, die Motorradfahrer zirkeln durch die Kurven und die Stare sind auch wieder da und haben sich in ihren Nestern und Nistkästen niedergelassen. Wer offenen Auges im Fünfseenland spazieren geht, kann weitere untrügliche Anzeichen des nahenden Frühjahrs erkennen. Zum Beispiel in Percha, im beliebten, noch nicht überfüllten Erholungsgebiet, wo auf der Wiese direkt neben der Nepomukbrücke - übrigens der einzigen Zugbrücke weit und breit - fünf nagelneue Sitzbänke zum Verweilen einladen. Schön, gell? Hell glänzt das Holz, nur die Fundamente scheinen die alten Betonelemente zu sein. Und auch daran liegt es, dass diese Bänke für ihre eigentliche Aufgabe - das bequeme Ausruhen - nicht gerade optimal sind. Denn sie scheinen schief zu stehen. Außerdem stimmen die Proportionen nicht: Fast drei Meter lang, aus drei Brettern gezimmert, ist die Sitzfläche, wohingegen der edle Spender der Bänke, eine ortsansässige Werft, oder der sparsame Zimmerer, der Lehne nur zwei Balken verpasst hat. So ist sie zu niedrig, die Kante sticht und schneidet in den Rücken, dass man bald wieder aufstehen will. Auch mit den verrosteten Abfalleimern daneben gewinnt man keinen Schönheitspreis.

Wie es besser geht, zeigen die alten Bänke auf der anderen Seite der Brücke: hohe Lehne mit abgerundeter Oberkante, dafür nicht gleich drei Meter lang und schon etwas verwittert. Mit speziellem Flair also. So wie das schon etwas ramponierte Exemplar neben der Statue des Heiligen Nepomuk, des Schutzheiligen der Brücken und Flößer. Wenngleich an ihm keine Flößer mehr, sondern Stehpaddler auf ihren Kunststoff-Brettern gemächlich vorbeigleiten. Dieser hölzerne Nepomuk könnte auch mal eine Frischzellenkur vertragen.

Für Spaziergänger gibt es noch eine bequeme Verweilmöglichkeit, ganz in der Nähe. Der neue Bürgerpark, gleich neben dem Dampferhafen. Hier stimmt alles, besonders fein sind die Bänke direkt am Seeufer mit grandioser Aussicht auf See und Berge. Das Einzige, was noch fehlt, ist der Kiosk.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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