Mitten in Starnberg:Schirmfrau und Bürgermeisterin

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Mit der Gleichstellung ist das so eine Sache. Die Tischtennisspieler haben eine kreative Lösung gefunden

Von Peter Haacke

Die "Ärzte" haben die Sache einst auf den Punkt gebracht: Männer und Frauen sind das nackte Grauen. Wie sie sich stundenlang tief in die Augen schauen. Dass sie sich gegenseitig gerne die Nacht versauen. Und die Männer an den Frauen ihren Frust abbauen. Ja, das Mit- und Nebeneinander der Geschlechter hat so seine Tücken.

Aber nicht nur in der Praxis, sondern auch in der sprachlichen Abstraktion ist es kompliziert geworden mit Männern und Frauen. So kommt mittlerweile kaum noch ein politisch korrekter Mensch umhin, von "Bürgern und Bürgerinnen", "Wählern und Wählerinnen" oder "Fußgängern und Fußgängerinnen" zu sprechen. Nachdem das "Fräulein" als Synonym für eine unverheiratete Frau völlig zurecht aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verbannt wurde - schließlich gibt es ja auch kein "Herrlein" - versuchte man es zunächst mit einem großen "I". Doch die vielen LeserInnen - also Damen und Herren, Männer und Frauen - mochten sich auch damit allem Streben nach Gleichberechtigung zum Trotz nicht anfreunden. Doch Genderismus - also im weitesten Sinne die sprachliche Gleichberechtigung und -behandlung der Geschlechter - ist keine von Frauen in Hosenanzügen erfundene ansteckende Krankheit, sondern eine echte Herausforderung an die moderne Gesellschaft. Gleichwohl gäbe es da aber noch einiges zu klären. So wird etwa als Gegensatz zu "herrlich" weiterhin das Eigenschaftswort "dämlich" missbraucht. Irritationen erzeugt regelmäßig auch die Frage, ob es nun Frau Bundeskanzler, Direktor, Professor und Bürgermeister heißt oder ob man korrekterweise besser ein "in" anfügen sollte.

Vor ein ähnliches Problem gestellt sahen sich jüngst auch die Veranstalter der Starnberger Stadtmeisterschaften im Tischtennis - und lösten es höchst unkonventionell. Denn die Siegerurkunden sollten eigentlich von Starnbergs Stadtoberhaupt - Pardon: Oberhäuptin - Eva John unterzeichnet werden. Um den Urkunden den letzten Schliff zu geben, fand sich neben dem Hinweis aufs Bürgermeisteramt jedoch nicht das Wort "Schirmherrin", sondern der Zusatz "Schirmfrau". John aber hatte keine Zeit, weshalb Stellvertreter Klaus Rieskamp unterschrieb - quasi als gleichberechtigter Quotenmann.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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