Mitten in Starnberg:Montag nach dem Mondtag

Vollmond über dem Starnberger See - für die einen faszinierend, für andere brenzlig

Von Barbara Briessmann

Endlich Wochenende - beschwingt geht der Arbeitnehmer am Freitag aus dem Büro. Der Plan: Ausschlafen, entspannen, nichts tun. Doch dann geht der Blick zum Himmel über dem Starnberger See. Nicht wegen der angekündigten Regenfälle, nein: Er sieht, dass der Mond sich füllt. Milchig-weiß leuchtet es von oben. Damit sind alle Pläne durchkreuzt.

Laut den meisten Medizinern gibt es das Schlafwandeln nur bei Kindern, ist Mondsucht nicht nachzuweisen. Der Luna-Geplagte weiß anderes zu erzählen. Daher rühren auch die Ängste, wenn sich der Vollmond ankündigt - alle 28 Tage. Dieses Licht zieht magisch an, leider im Schlaf, wenn es überhaupt zu einem solchen kommt. Dann aber kann es schon mal brenzlig werden. Spaziergänge in der Wohnung sind ja noch harmlos. Hart wird es, wenn die Behausung schlafwandelnd verlassen wird, womöglich nur im T-Shirt oder gleich ganz nackt. Aufwachen im Freien - Panik! Die Nachbarn wundern sich natürlich ein wenig, wenn es nachts um vier Uhr klingelt, weil ein Telefon für den Schlüsseldienst gebraucht wird.

Deswegen: Lieber nicht schlafen, sich wach halten und fasziniert auf die nackerte Kugel am Himmel starren. Fit für die neue Woche wird so keiner. Doch wer will schon - wie ein Mondsüchtiger berichtet - auf einem Balkongeländer sitzend aufwachen und zu Tode erschrecken. Das hilft dem Arbeitgeber auch nichts.

Aber jetzt ist es überstanden. Für 28 Tage. Es ist Montag, und der Mond-Gebeutelte kann wieder seinem Handwerk nachgehen. Erschöpft, aber erleichtert. Entspannen und ausschlafen geht ja auch am nächsten Wochenende.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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