Mitten in Starnberg:Mittagessen bei McDigital

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Bestellungen in Starnbergs Fast-Food-Tempel sind neuerdings nur mehr an großformatigen Tablets möglich.

Von Peter Haacke

Wenn einen der kleine Hunger quält, ist der Starnberger Mäcki - amtlich: McDonald's - selbst zu Unzeiten am heiligen Sonntag eine solide Adresse: Ein Paradies für Schnell-Esser. Burger, Pommes, Cola, Frühlingsrollen, Salate, Apfeltäschlis und andere Leckereien - ein Kosmos für Geschmacksorgien tut sich auf, was die Gemüter bekennender Fastfood-Freunde schlicht begeistert. Ja, womöglich lieben sie es sogar. Ganze Familienclans - koste es, was es wolle - stillen ihren Hunger mit bewährten Highlights amerikanischer Ernährungskultur, wenn Mutti oder Vati mal nicht kochen mögen.

Freilich müssen sich auch Schnellrestaurants stetig weiterentwickeln, und die Herausforderungen steigen. Eine Sensation waren etwa vor Jahren Serviceschalter, bei denen man nicht mal mehr aus dem Auto steigen musste. Okay, inzwischen ein alter Hut. Dann gab es kleine Monitore, mit denen kostenlos das Internet erkundet werden konnte. Und die McD-Manager bleiben auf Zack: Neueste Innovation abseits der Produktpalette sind gigantische, senkrecht im Raum stehende Tablets, auf denen man seine Bestellung quasi virtuell aufgibt: Nach Herzenslust kann geordert, um- oder abbestellt werden. Am Ende der ganzen Drückerei fragt die Maschine sogar, ob man per Karte oder Cash zahlen will. Ein nummerierter Zettel fällt heraus mit der Liste der bestellten Produkte - also fast so wie früher beim Arbeitsamt oder an der Wursttheke. Schluss also mit der ganzen redseligen Bestellerei an der Kasse bei uniformierten, top-geschulten und freundlichen Angestellten aus aller Welt. Ist die Bestellung fertig, leuchtet die Ziffer auf einem anderen Monitor auf - und guten Appetit.

Allerdings hat die Neuerung einen Haken. Denn während sich die Jungen relativ fix ins neue Bestellsystem einarbeiten, bewegen sich ältere Mitmenschen leicht verunsichert und orientierungslos durch den Verkaufsraum: Wo, wie und was, bitte? Eine der größten und einkommensstärksten Zielgruppen droht außen vor zu bleiben, zumal Senioren es hassen, irgendetwas nicht zu verstehen. Dem Mäcki bleiben wohl nur zwei Alternativen: Entweder Rückkehr zum alten System mit persönlicher Ansprache. Oder ein Mc-Senioren-Beauftragter, der bei der Bestellung freundlich assistiert.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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