Mitten in Starnberg:Mehr Busse braucht das Land

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Die Stammstrecke muss wieder einmal erneuert werden. Grundsätzlich stellt sich die Frage: Warum nicht für immer Busse einsetzen? Sie brauchen keine Gleise

Von matthias pfeiffer

Die Nächte werden wieder länger - zumindest für Bahnfahrer. Pendel-S-Bahnen tuckern hin und her, Busse sind im Einsatz. Es ist wieder Umbauzeit auf der Stammstrecke. Gut, Oberleitungen und Gleise müssen natürlich erneuert werden, da führt nichts dran vorbei. Aber was passiert danach? Der normale Betrieb läuft weiter, bis wieder irgendwo Hand angelegt werden muss. Damit das Theater nicht wieder von vorne los geht, sollte langfristiger gedacht werden.

Es wäre um einiges einfacher, würde man aus dem Schienenersatzverkehr mit Bussen einen Standard machen. Ein solcher Bus braucht schließlich weder neue Gleise noch Oberleitungen. So kann er problemlos von einer Haltestelle zur anderen flitzen, ohne von Stellwerksstörungen oder ähnlichem Firlefanz aufgehalten zu werden. Das Fortbewegungsmittel hat sich in der Vergangenheit bewährt. Die Bahn sollte öfter darauf zurückgreifen - nicht nur auf der Stammstrecke, sondern überall.

Es wäre so nicht nur den Fahrgästen geholfen, sondern auch den Arbeitern auf den Schienen. Mitten in der Nacht müssen sie herumwerkeln und ziehen völlig unverdient den Hass der Pendler auf sich. Dabei stehen sie permanent unter Stress, schließlich müssen sie in absurd kurzen Zeiträumen grundlegende Erneuerungen vornehmen. Würden die S-Bahnen einfach mal komplett still stehen, könnten sich die fleißigen Handwerker Zeit lassen und auch mal zu normalen Arbeitszeiten Hand anlegen. Auch insgesamt würde auf sie weniger Arbeit zukommen. Logischerweise nutzen sich die neuen Gleise weniger ab, wenn nichts auf ihnen fährt. Sie müssten erst erneuert werden, wenn der natürliche Verschleiß eingesetzt hat. Ein schöner Nebeneffekt des Bahnstillstandes wäre auch das Stromsparen. Schließlich muss dann keiner mehr durch die Oberleitungen fließen.

Jetzt ist Logistik gefragt. Ein groß angelegtes Schienen-Ersatzverkehr-Netz muss erdacht und organisiert werden, welches das bisherige Bahnsystem ersetzt. Zugegeben, das hat auch auf den ersten Blick seine Nachteile. Eine Busfahrt von Tutzing zum Hauptbahnhof dauert nun mal ein bisschen länger. Ja, und ein Bus fasst in der Regel weniger Passagiere als die S-Bahn. Der treue Fahrgast müsste sich aber eigentlich schon längst damit angefreundet haben.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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