Mitten in Starnberg:Königlicher Radweg

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Der ADFC hat sich einen ungewöhnlichen Verbündeten ausgesucht

Kolumne von Otto Fritscher

Ja, es ist eine Lust, an so einem schönen Herbsttag wie am Donnerstag durch die Lande zu radeln. Zumindest im Fünfseenland, wo es landschaftlich reizvolle, zum Teil auch gut ausgebaute Radwege gibt. Weniger lustvoll ist es da, durch Starnberg zu radeln, furchtlose Charaktere, die das Risiko lieben, werden das wohl anders sehen. Hier gibt es wenige durchgängige Radwegeverbindungen, und auch im großen München, das sich einst Radlhauptstadt nannte, geht es auf den Radwegen, so es sie denn gibt, zu wie in einem unzivilisierten Land.

Die Förderung des Radverkehrs ist eigentlich eine Forderung, der alle Parteien zustimmen - wenn es um die Umsetzung konkreter Maßnahmen geht, beginnt aber oft das große Zögern. Bestes Beispiel im Landkreis Starnberg: der fehlende Radweg entlang der Staatsstraße von Starnberg über Niederpöcking nach Possenhofen, zum Erholungsgelände mit dem schönen Namen "Paradies". Aber wie man auch im übertragenen Sinn weiß, ist der Weg dorthin weit, beschwerlich und ungewiss.

Tja, wer könnte da helfen? Und wer könnte eine bessere Idee haben als der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC? Als Verbündeten hat sich der Club keinen Geringeren ausgesucht als König Ludwig II. "Damit das Fahrrad endlich den ihm gebührenden Stellenwert bekommt, hat ihre Königliche Majestät Ludwig II. beschlossen, in den Wahlkampf einzugreifen und selbst als Ministerpräsident zu kandidieren", verkündet der ADFC. Als erste Amtshandlung werde er dann ein "königlich-bayerisches Velo-Gesetz" erlassen. Dafür soll es schon einen Gesetzentwurf aus dem Jahr 1880 geben, wollen ADFC-Historiker recherchiert haben.

Darin steht: Es solle Platz geschaffen werden für jeden Bayern, der mit dem Velo fährt, in jeder Stadt und in jedem Dorf. Wirklich eine königliche Idee vom ADFC. Das Volk höret und staunet. Stimmt, Ludwig war ja ein technikbegeisterter König, der sich heutzutage allerdings nicht mit einem normalen Veloziped begnügen würde. Es müsste schon ein E-Mountainbike sein. Damit würde Ludwig auf dem Weg zum Schachenschloss in luftigen 1866 Metern Höhe seine Lakaien und Kutscher ganz schön alt aussehen lassen.

Und als Ministerpräsidenten-König könnte er natürlich auch in Starnberg durchgreifen und störrische Bürgermeisterinnen zur Räson bringen. Tunnel oder Umfahrung? Beides mit einem Federstrich abgesetzt für einen gescheiten Radweg rund um den Starnberger See. Übrigens: Den letzten Anstoß zur Kandidatur des Kinis habe Ministerpräsident Markus Söder selbst gegeben, als er im August verkündet habe, dass sich keiner außer ihm das Amt zutraue. Das hat Söder nun davon.

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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