Mitten in Starnberg:Hurtig zum stillen Örtchen

Wer muss, kommt ziemlich rum in der Stadt

Von matthias pfeiffer

Zu den vielen großartigen Sehenswürdigkeiten in Starnberg gehören natürlich die geschlossenen Toiletten des Nordbahnhofs. Es ist nicht genau bekannt, wann die Bedürfnisanstalten geschlossen wurden, doch eine Gedenktafel spricht von "Vandalismus" und bittet um "Verständnis".

Gut, dem potenziellen Benutzer nützt diese Information herzlich wenig, aber dafür wird er von der Bahn gleich zum nächsten großartigen Ort der Stadt geführt - dem anderen Starnberger Bahnhof am See nämlich. Hier existiert ein geöffnetes WC. Und wenn man schon mal an der Haltestelle Starnberg Nord ist, kann man auch gleich diesen Katzensprung auf sich nehmen. Hurtig geht es wieder hoch auf den Bahnsteig, und kaum sind zwanzig Minuten vergangen, braust auch schon die S-Bahn herbei. Nach Ankunft und erledigtem Geschäft kann man - wenn man sowieso schon mal da ist - einen kleinen Seespaziergang machen. Wer es aber eilig hat und aus irgendwelchen Gründen wieder zurück zum Nordbahnhof muss, wartet einfach noch mal schnell zwanzig Minuten und fährt wieder zurück.

Dieses ausgeklügelte System hat gleich zwei klar ersichtliche Vorteile: Zum einen kann sich die Bahn noch genügend Zeit mit der Sanierung lassen, sollten die Toiletten eines Tages doch wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zum anderen kommt man rum und sieht etwas von der Stadt. Zugegeben, wenn beide Toiletten Opfer eines Berserkers werden, wird es leicht problematisch. Aber ehrlich: Bis nach Tutzing ist es auch nicht mehr weit.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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