Mitten in Starnberg:Her mit der Reizwäsche!

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Ganoven, Betrüger und Verkehrsrowdys zu ertappen, ist eigentlich ihr Metier. Aber neuerdings muss sich die Polizei auch mit Corsagen und Strapsen herumschlagen

Glosse von Peter Haacke

Jetzt mal ehrlich: Unsere Polizisten, Hüter von Gesetz und Ordnung, haben es auch nicht immer leicht. Mal abgesehen davon, dass man eine tolle Uniform und Handschellen bekommt, schicke Autos fährt und ganz oft Sachen machen darf, die sonst keinem erlaubt sind, hat der Job natürlich auch gewisse Nachteile. Von der Bezahlung ganz zu schweigen. Allein schon diese Arbeitszeiten . . . Die Rockgruppe Extrabreit sang schon vor 40 Jahren auf ihrem legendären Album "Welch ein Land! - Was für Männer" über Polizisten: "Wenn sie von der Nachtschicht kommen, haben ihre Augen dunkle Ränder". Daran wird sich kaum etwas geändert haben. Was sich seither aber drastisch verändert hat: Die Welt scheint immer verrückter zu werden, und die Durchgeknallten werden bei aller amtlich gebotenen Empathie eben auch nicht weniger. Ja, so ein Leben als Polizist ist sicher abwechslungsreich, aber auch nicht immer leicht. Und zuweilen kurios.

Für alles Mögliche sind die Gesetzeshüter zuständig: Einbruch, Diebstahl, Betrug, Raub, Mord, Gewalt, Brandstiftung, Drogen-, Verkehrs- und Umweltdelikte. Einblick in einen Grenzbereich menschlicher Großzügigkeit dürften nun allerdings die Beamten der Starnberger Polizei bekommen haben: Da erstattete ein 57-jähriger Mann aus dem Landkreis Anzeige gegen seine gleichaltrige russische Bekannte. Er gab an, für mehrere hundert Euro Damenunterwäsche und Reizwäsche gekauft zu haben, die er der Frau zur Verfügung stellte. Das Glück aber währte nur kurz, die Beziehung endete unter nicht genannten Umständen. Doch die Wäsche nahm die Frau mit, "womit der Eigentümer jedoch nicht einverstanden war", heißt es im Polizeibericht. Der Aufforderung, die Sachen zurückzugeben, kam die Frau zunächst nicht nach, ließ die Beamten aber wissen: Die Kleidungsstücke seien per Post wieder auf dem Weg zum Eigentümer. Ob der Mann die Reizwäsche einer neuen reizenden Partnerin zukommen lassen oder als Erinnerungsstücke zurückhaben möchte, ist unbekannt. Für die Polizei aber ist die Sache längst nicht erledigt. Im Bericht heißt es: "Weitere Ermittlungen folgen noch."

© SZ vom 28.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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