Mitten in Starnberg:Es fehlt der Stau

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Von wegen Weltuntergang und Verkehrschaos. Die ersten Arbeiten für den Tunnel in Starnberg verlaufen problemlos.

Kolumne von Peter Haacke

Was hatte man Starnberg nicht alles prophezeit für die ersten beiden Wochenenden im heißen August: Endlos lange Staus, die im Zweifel bis nach München und Weilheim, wenn nicht sogar bis Garmisch oder Ingolstadt reichen würden. Starnberger Bürger, die sich angesichts Feinstaub und Stickoxid geschwängerter Abgaswolken voller Verzweiflung im Keller verbarrikadieren und Badestellen und Biergärten rund um den Starnberger See neidlos den wenigen Wahnsinnigen überlassen, die dennoch den Abenteuertrip in die Kreisstadt wagen. Und überhaupt: Der Tunnel, dieses von Menschen ersonnene Teufelswerk! Die nächsten sieben Jahre würde es so weitergehen: Überall in der Stadt Baustellen, Bohrtürme und Bagger, zerstörte Erde, Lärm, gereizte Bürger, erhöhte Unfallgefahr und so weiter; man werde schon sehen ...

Doch nun die Überraschung: Wer am Wochenende in der Stadt unterwegs war, bemerkte von alldem nichts - mal abgesehen von der Verengung der Bundesstraße 2 von vier auf zwei Fahrspuren. Also alles wie immer? Zur Sicherheit ein Anruf bei der Polizei: Nein, es sei alles "ganz normal gelaufen", bestätigt der dortige Verkehrsexperte. Kein Stau, kein Unfall, keine genervten Anrufer. "Die Leute haben dank der Schilder schon Wochen vorher gewusst, was geplant ist." Nächste Station: Staatliches Bauamt Weilheim. Ergebnis der Anfrage auch hier: Normaler Verkehr, eher ruhig, keine Proteste, keine Beschwerden. "Wir sind zufrieden, es hat geklappt", sagt ein Mitarbeiter, "für dieses Jahr haben wir das Schlimmste hinter uns".

Mag es nun an den Starnbergern selbst gelegen haben, die im Sommer traditionsgemäß ihre Heimatstadt verlassen, um anderswo Staus zu verursachen, oder an den vielen Urlaubern in Starnberg, die gar nichts Schlimmes an einer Baustelle finden - man wird es wohl niemals herausfinden. Zweifelsfrei festzuhalten ist aber: Die Verantwortlichen für die erste große B2-Tunnel-Baustelle haben einen sehr guten Job gemacht.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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