Ja, wo sind sie denn hin? Es können doch nicht alle auf Mallorca überwintern oder auf dem Zugspitzplatt das einzige Fitzelchen bayrischen Naturschnees abwedeln. Im Hügelland rund um München aber ist derweil die große Entspannung eingetreten: Dort herrscht in dieser Zeit, die gerne mit dem ebenso abgegriffenen wie absurden Etikett "Zwischen den Jahren" bezeichnet wird, kaum noch Verkehr. Nicht einmal zur Stoßzeit bilden sich Staus auf den Straßen und auch keine Schlangen vor der Bäckertheke. Dafür gibt es Parkplätze zuhauf und ausschließlich freundliche Mitmenschen, die stets für einen Plausch zu haben sind. In den Geschäften kommen auf jeden Kunden zwei Verkäufer, die erholt und zuvorkommend auf jeden Wunsch eingehen und noch einen guten Rutsch wünschen- kurzum: Alles atmet Entschleunigung und Lebensqualität.
Hey, erinnert sich noch jemand an die vielerorts verkündete "staade Zeit"? Als Buchhändler vom Ansturm der Kaufwütigen fast erdrückt wurden? Als ein verabscheuungswürdiger Zeitgenosse das letzte Baguette ergatterte, für das man 15 Minuten lang dumpf brütend in quälender Enge angestanden war? Als mit Päckchen überladene Großmütterchen in Abgaswolken über die Fahrbahnen huschten, von hupenden Automobilisten angefeuert? Und sich Starnberger SUV-Fahrer im Streit um den letzten freien Sieben-Meter-Streifen am Straßenrand durch geöffnete Seitenfenster Kraftwörter an den Kopf warfen - brüllend versteht sich, um die Motorengeräusche ihrer Achtzylinder zu übertönen?
Rückblickend kommt da bei einigen schon der Wunsch auf, diese "stille" Zeit fiele nächstes Jahr einfach aus. Vielleicht sollte man 2017 gar hinten abkürzen, indem der Dezember aus dem Kalender gestrichen wird? Immerhin bekäme man so zwischen den Jahren 31 Tage lang Zeit, Muße und Ruhe geschenkt . . .