Mitten in Starnberg:Eklat zum Abschluss

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Normalerweise zollen sich Kommunalpolitiker hierzulande am Jahresende gegenseitig ein wenig Respekt - aber es gibt auch Ausnahmen

Von Peter Haacke

Alle Jahre wieder wiederholt sich zu vorweihnachtlicher Zeit ein schönes Ritual in vielen politischen Gremien des Fünfseenlandes: Zum Jahresabschluss schenken sich die Mandatsträger in feierlich-gehobener Stimmung ein paar nette Worte, loben einander für ihre nicht immer leichte Arbeit und zollen sich gegenseitig wenigstens ein bisschen Respekt. So war es bislang auch in Starnberg: Nach der letzten Sitzung des Jahres, oft eingeleitet von heiteren bis versöhnlich stimmenden Anmerkungen und Gedichten, ging es nach Sitzungsschluss zum gemeinsamen Essen, Feiern, Gedanken austauschen.

Doch in der Kreisstadt ist ja alles etwas anders, seit Bürgermeisterin Eva John das Sagen hat: Bei der letzten Sitzung des Jahres am Montag jedenfalls kam es zum Eklat, als einige Mandatsträger der CSU, SPD und der Grünen voller Empörung über die Rede von Vize-Bürgermeister Klaus Rieskamp (BLS) den Saal verließen. Und am obligatorischen Abschlussessen, das erstmals separat stattfindet, wird die CSU-Fraktion auch nicht teilnehmen: Schon Wochen zuvor hatte die Union ihr eigenes Fest geplant, doch Bürgermeisterin John nahm auf diesen Termin keine Rücksicht.

Bereits in der emotionsgeladenen Debatte zum Thema Schulbusse hatte sich am Montag leicht gereizte Stimmung im Gremium abgezeichnet. Die Situation eskalierte, als ausgerechnet Ludwig Jägerhuber (CSU) gegen Sitzungsende die obligatorische Dankesrede für Verwaltung und Bürgermeisterin anstimmte. John fiel ihm harsch ins Wort: Dieser Part sei schließlich dem Vize-Bürgermeister vorbehalten. Und Rieskamp tat, wie ihm geheißen. Was er nun hinter geschlossenen Türen nicht-öffentlich konkret von sich gab, lässt sich bestenfalls erahnen; kolportiert wird ein Hohelied auf großartige Erfolge der Bürgermeisterin und des Stadtrats sowie ein Rundumschlag gegen alle Kritiker. Spätestens da ist es einigen wohl doch zu viel geworden: Während die einen entrückt klatschten, verließen die anderen empört den Saal.

Zumindest in politischer Hinsicht hat sich die friedliche Weihnachtsstimmung in Starnberg damit erledigt. Man darf schon jetzt gespannt sein auf 2016.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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