Physikalisch ist das mit der Geschwindigkeit eine einfache Sache. Ihre Berechnung wird mit der Formel "Geschwindigkeit ist gleich Weg geteilt durch Zeit" jeder Schülergeneration beigebracht. Subjektiv verhält es sich mit dem Tempo schon nicht so eindeutig. Das gilt zum Beispiel fürs Autofahren. Für den einen sind 130 Kilometer pro Stunde viel zu schnell, andere ärgern sich über "Schleicher" und "Bremser". Doch in solchen uneindeutigen Fällen geben die Temposchilder am Straßen- oder Autobahnrand Orientierung. Manche glauben gar, dass die Welt sich immer schneller dreht - und dabei kreisen sie vor allem um sich selbst. Doch das wäre jetzt ein philosophischer Ansatz, was aber manchmal sogar bei profanen Dingen des Alltags weiterhilft. Etwa gegen kalte Finger.
Wer nach dem Herbststurm in der Nacht zum Montag morgens aufs Fahrrad gestiegen ist, um zum Einkaufen oder in die Arbeit zu fahren, der hatte auf einmal ganz komische, lange nicht gekannte Gefühle. Es war kalt nach diesem Super-Sommer, auf einmal klamme Finger, und kein warmer Fahrtwind umhüllte mehr den Radler. Doch wer hätte nach vielen Tagen des Radelns in Shorts und T-Shirt daran gedacht, gleich die dicke Jeans auszupacken - auch wenn das Thermometer in der Früh lausige sieben Grad anzeigt. Muss wohl ein Messfehler sein oder an einer leeren Batterie liegen.
Doch die Realität, sprich das Wetter, holt einen auf dem Radl viel schneller ein als in einem Auto. Es ist kalt. Auf einmal. Doch die Handschuhe, das extra Tuch unter dem Helm, all das schlummert noch im Schrank bei den Winterklamotten. Und da soll das Zeugs auch noch eine Weile bleiben, denn schließlich ist ja gerade mal Herbstanfang und noch nicht Winter. Wenn auch im Wetterbericht schon die bösen Wörter Bodenfrost und Nachtfrost zu hören sind. Doch mit jedem Kilometer wird es im morgendlichen Trettrott kühler, die Finger steifer - und jetzt kommt wieder die Geschwindigkeit ins Spiel. Einfach schneller treten, bis einem warm wird. Funktioniert garantiert.