Mitten in Starnberg:Einer kommt immer

Er war mal bayerischer Wirtschaftsminister. Das ist schon lange her. Dennoch kommt Martin Zeil ganz fleißig zu Empfängen und Einweihungen

Von Christine Setzwein

Mit Einladungen ist das so eine Sache. Der Einladende darf keinen wichtigen Gast vergessen, der Eingeladene sollte keine wichtige Einladung ausschlagen. Wenn ein leibhaftiger Minister wie Markus Söder ruft, kommen sie natürlich alle. Landräte, Bürgermeister, Pfarrer, Abgeordnete, Geschäftsführer. Sogar eine Handvoll ganz normaler Bürger kam am Dienstag in das neue Werftgebäude in Starnberg, als es von Finanzminister Markus Söder eingeweiht wurde. "Da gehen wir jetzt einfach rein und trinken einen Kaffee", sagte eine ältere Frau zur ihrer Begleiterin. "Schließlich", meinte sie trotzig, "sind wir auch Steuerzahler."

Ein ganz normaler Steuerzahler ist mittlerweile auch Martin Zeil. Bis vor nicht allzu langer Zeit war der Gautinger noch bayerischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident. Von der FDP, nicht von der CSU. Aber 2014 haben die Bayern die Liberalen in Bausch und Bogen abgewählt. Aus war es mit der Macht. Aber Martin Zeil muss einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Sonst würde ihn ja keiner mehr einladen. Und so trifft man den Privatier beim Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing, beim 70. Geburtstag von Landtagspräsidentin Barbara Stamm oder, so wie am Dienstag, bei der Einweihung der Starnberger Werft. Warum ihn Söder eingeladen hat, weiß Zeil selber nicht so genau. Aber darauf kommt es wahrscheinlich auch nicht so an. Womöglich ist die Sache ja die: Zeil plant ein Comeback als Minister, ganz geheim natürlich, und der Wähler soll sich wieder allmählich an seinen Anblick gewöhnen. Hoffentlich geht es ihm nicht wie Butler James in "Dinner for one" - als einziger Gast zu enden, ist wirklich nicht schön.

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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