Mitten in Starnberg:Ein Hund und schwarze Ölfarbe

Der Maibaumklau von 1953, eine Schmach für Tutzing

Kolumne von Christine Setzwein

Journalisten sind eitel. Auch wenn sie das nie zugeben würden. Mit ihren Artikeln wollen sie ihre Leser informieren, unterhalten, belustigen, aufrütteln, polarisieren, nachdenklich, wehmütig oder auch mal traurig machen. Was Zeitung auf keinen Fall darf: langweilen. Aufgeweckte Leser nehmen auch kein Blatt vor den Mund. Sie schimpfen, wenn ihnen eine Meinung nicht passt, wenn sie wieder mal Fehler finden oder das Schulkonzert nicht richtig gewürdigt wurde. Manchmal lobt der Leser auch. Und ab und an schickt er Informationen, die einfach nicht verschwiegen werden können.

So wie Elisabeth Schmid aus Starnberg. Sie hat unseren Artikel "Der Maibaum im See" gelesen, in dem es um den Diebstahl des Tutzinger Maibaums im Jahr 1953 ging. "Mein Mann Toni Schmid war bei diesem Maibaumstehlen dabei und hat davon erzählt", schreibt sie. Die Diebe kamen aus Starnberg und das Besondere an der Sache war, dass der Maibaum vom See aus per Boot geklaut wurde. Elisabeth Schmid weiß, dass das Diebesgut im Strandbad gelagert wurde. Der Hund, der den 30 Meter langen Baum in Tutzing bewacht hatte, "wurde vom Fischermeister Wenzel (Burschl) außer Gefecht gesetzt", hat Toni Schmid seiner Frau erzählt. Vor der Rückgabe haben die Diebe mit schwarzer Ölfarbe draufgeschrieben: "Gruß aus Starnberg am Starnberger See". Eine weitere Schmach für die Tutzinger, die seinerzeit die Bezeichnung Würmsee beibehalten wollten und überstimmt wurden. Eine schöne Geschichte.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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