Mitten in Starnberg:Durch den Regen

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Er beobachtet den steigenden Pegel ganz genau: Eckart Blaschk. (Foto: Nila Thiel)

Wer nah am Wasser wohnt, der muss sich was einfallen lassen, wenn der Himmel seine Schleusen öffnet

Von Christian Deussing

Der Mann steht vor der Küche auf einer schmalen Gehkante und pumpt Wasser. Eckart Blaschke hat darin Routine, denn er wohnt seit Jahrzehnten in der Starnberger Wassersportsiedlung. Dort ist am Donnerstag nach weiterem Regen der Pegel bis auf knapp 1,10 Meter angestiegen. "Das habe ich alles im Griff, mich wird kein Hochwasser überraschen", sagt der Rentner. Das glaubt auch ein weiterer Bewohner der Siedlung am See, der eben in seinem Wochenendhäuschen am nahen Wasserlauf nachgeschaut hat. Der Wolfratshauser wird in den nächsten Tagen wohl noch öfter vorbeikommen.

Derweil schaufelt auf der Baustelle am Wasserpark ein Baggerfahrer einen Sandhaufen hinter einem riesigen Tümpel weg, der vorher nicht da war. Wer in der Nähe geparkt hat, sollte sich noch schnell Gummistiefel besorgen. Denn um seinen Wagen zu erreichen, muss man durch kleine Seen waten, die sich gebildet haben. Andere wiederum fahren lieber gleich Taxi. Doch das Geschäft laufe nicht viel besser als sonst, meint ein Fahrer am Bahnhof See. Es lohne sich erst richtig bei "gutem Ausflugswetter mit folgendem Gewitter", sagt der Fahrer leicht missmutig.

Auf dem Marktplatz packt der Käseverkäufer Max Schmidbauer aus der Jachenau gut gelaunt seine Sachen zusammen. Bei dem Regen seien zwar "manche Leute etwas angekratzt", aber für das Wetter könnten die Starnberger ja nichts, schmunzelt der Senner.

Am Starnberger See und am Ammersee stehen Anliegern bange Tage bevor. Am Donnerstag fielen bei Seeshaupt in 24 Stunden 77 Millimeter Regen. Die Ammer überschritt am Abend Hochwasser-Meldestufe 1; von dieser Marke war der Ammersee noch sieben, der Starnberger See zehn Zentimeter entfernt. Doch die Pegel klettern ständig weiter. Das weiß natürlich auch Rentner Blaschke aus der Wassersportsiedlung. Bei der Höhe von 1,25 Metern werde es in seiner Siedlung endgültig kritisch, sagt der 75-Jährige.

© SZ vom 10.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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