Mitten in Starnberg:Die Stadt leuchtet

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Wer glaubt, dass die Kreisstadt nachts nur das angestrahlte Schloss als helle Sehenswürdigkeit zu bieten hat, der irrt

Von otto fritscher

Auch wenn jetzt die Weihnachtsbeleuchtung abgebaut und im Keller verstaut ist, Starnberg liegt noch lange nicht im Dunkeln deswegen oder gar in öder Finsternis. Das zeigt sich schon, wenn man sich auf der Autobahn der Kreisstadt nähert. Das Schloss leuchtet fröhlich in die Nacht, und auch das St.-Josefs-Kirchlein ist angestrahlt von schönen Scheinwerfern. Nur, dass dies ein vorübergehendes Vergnügen ist, zumindest, was den Blick auf das Schloss betrifft. Denn so wie sich der Frühling nähert und die Blätter zu sprießen beginnen, verhüllt ein grüner Vorhang die Sicht aufs Schloss, und bisher hat sich niemand getraut - den Naturschützern sei Dank - den Wildwuchs auf dem Schlossberg zu beseitigen.

Macht ja nichts, denn es gibt ja immerhin noch andere Sehenswürdigkeiten, sollte man mal eine Rundfahrt im Starnberg bei Nacht machen. Auch wenn man die Hauptroute von der Autobahn her nimmt, muss man nicht lange warten, bis die erste Sehenswürdigkeit aufscheint. Nein, es ist nicht das preisgekrönte Landratsamt, das liegt linkerhand geschützt im Dunkel der Nacht, und zu den touristischen Highlights gehört der Autohändler gegenüber sicherlich noch nicht. Aber gleich, ein kleines Stück weiter stadteinwärts auf der Münchner Straße, wird es wieder bunt. In blauem Neonlicht zeigt sich die Aral-Tankstelle, allerdings sollte man nicht zu spät anrollen, denn um 22 Uhr gehen hier schon die Lichter aus. Aber das macht ja nichts, denn bereits ein kleines Stück weiter wird es Rot, bei der nächsten Tankstelle, und sollte man immer noch etwas Seriöseres zu sehen wünschen als das Spielcasino, das die ganze Nacht um Besucher buhlt, dann ist die gelbe Tanke ja immer noch ein lohnendes Ziel, an dem es zudem jederzeit einen heißen Kaffee oder eine Breze gibt. Nun ja, werden die Besucher sagen, das, was die weithin bekannte Stadt am See so bietet, das hat jedes schnöde Gewerbegebiet in fast jeder Stadt der Republik. Ja, schon, vielleicht, aber wer durchhält, der bekommt einen Anblick, der wahrlich ziemlich einzigartig sein dürfte: mitten im Herzen von Starnberg, nein, das ist nicht das Rathaus, das ist versteckt am Vogelanger, die Tourist Info, deren Schriftzug in grellem LED-Kaltlichtgelb die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Ampeln verblassen daneben. Dann, wenn die Lichter erlöschen und der Tag beginnt, sieht man, was in Starnberg sonst noch so leuchtet. Auf jeden Fall die Bremslichter der Autos im Stau.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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