Mitten in Starnberg:Die Drei vom Bahnsteig

Lesezeit: 1 min

Alles dreht sich um die Drei - auch am Seebahnhof in Starnberg

Glosse von Peter Haacke

Eine der wohl faszinierendsten Zahlen ist die Drei. Nicht umsonst heißt es: Aller guten Dinge sind drei. Nun gut, in Beziehungen mögen Drei auf Dauer einer zuviel sein. Tatsächlich aber begleitet die ungerade Primzahl zwischen zwei und vier die Menschheit schon seit Urzeiten: Das Dreieck etwa ist die einfachste geometrische Figur in der Ebene. Römer wie Chinesischen stellen die Drei einst wie heute mit drei Strichen dar, Christen preisen die Dreifaltigkeit und die Heiligen Drei Könige. Auf drei Säulen - Legislative, Exekutive und Judikative - ruht die demokratischen Gewaltenteilung, Kulturbeflissene schätzen Dreiklänge und Trilogien, Kriminologen rätseln mit den drei Fragezeichen.

Damit nicht genug: Wer lange reist, ist ewig und drei Tage unterwegs, wenn etwas besonders gut läuft, schlägt man drei Kreuze. Wer mit Journalisten "unter Drei" spricht, verpflichtet sie zum Stillschweigen. Und wer nicht bis drei zählen kann, dem ist vermutlich sowieso nicht zu helfen. Trios wie die Drei Tenöre, The Police oder ZZ Top begeisterten die Musikwelt. Und dann die Helden: Die drei Musketiere, die Drei von der Tankstelle, Tick, Trick und Track, Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt, die drei kleinen Schweinchen oder auch Jim Knopf, Lukas, der Lokomotivführer, und die Lok Emma.

Apropos Helden und Lokomotive: Die Deutsche Bahn ließ jüngst drei neue Wartehäuschen am Starnberger Bahnhof See aufstellen, um ihre Kunden nicht nur in Glauben, Liebe und Hoffnung, sondern auch nicht länger in Wind, Regen und Schnee stehen zu lassen - allerdings nur an einem Gleis. Die Fahrgäste haben das wohl dem CSU-Bundestagsabgeordneten Michael Kießling zu verdanken, der drei Gesprächspartner an einen Tisch brachte: Landrat Stefan Frey, Bürgermeister Patrick Janik und den Bahn-Konzernbevollmächtigten Klaus-Dieter Josel. Kritiker mögen nun monieren, das sei ja nur ein Tropfen auf dem kalten Bahnsteig; vermutlich wären drei Tropfen besser. Aber vielleicht hält es die Bahn ja wie die Torres-Strait-Insulaner vor Queensland im schönen Australien. Denn die kennen nur Wörter für die 1 und die 2, größere Mengen werden lediglich mit "viel" bezeichnet. Und soviel ist klar: Viel ist auf jeden Fall besser als nichts.

© SZ vom 21.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: