Mitten in Starnberg:Die Barriere am Vogelanger

Lesezeit: 1 min

Es ist gut gemeint, die Absperrung zur höheren Verkehrsicherheit. Aber nun haben die Anwohner Probleme

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Über Sinn oder Unsinn von verkehrsrechtlichen Anordnungen lässt sich bekanntlich trefflich streiten und im Besonderen über so genannte Umlaufsperren. Nicht umsonst werden diese u-förmigen Pfosten im Volksmund oft abwertend "Drängelgitter" genannt. Diese versetzten Sperren sind oft an Fußwegen angebracht, um rabiate Radler zum Absteigen zu zwingen.

Allerdings sind sie laut Fahrradclub ADFC selbst ein gefährliches Hindernis und lenken die Aufmerksamkeit des Verkehrsteilnehmers auf die Umlaufsperre anstatt auf die eigentliche Gefahr. Auch in der Nähe von Schulen und Kindergärten werden diese Stahlbügel angebracht, damit die Kinder nicht auf die Fahrbahn stürmen können.

Weil aber der Teufel im Detail steckt, geht die gute Absicht zuweilen über die Problemlösung hinaus. Ein Beispiel dafür ist der Ignaz-Günther-Steig bei der Starnberger Schlossbergschule. Dort wurden diese stählernen Sperren angebracht, um zu verhindern, dass die Kinder vor der Kühlerhaube eines Autos am Vogelanger landen. Der Fahrer hätte nämlich keine Chance, rechtzeitig zu bremsen, weil er den Ignaz-Günther-Steig zwischen den Gartenmauern der Anlieger nicht sehen kann. Die Stadt hat es mit dem Drängelgitter sicherlich gut gemeint. Doch leider schützen die Absperrbügel nicht nur die Schüler vor Gefahren im Straßenverkehr, sondern auch die Anwohner vor Besuchern. Weil die beiden Stahlbügel direkt auf die steilen Stufen gesetzt wurden und sich zudem viel zu eng überlappen, gibt es jetzt kein Durchkommen mehr - außer man ist ein Kind oder sehr schlank und muss keine Einkäufe ins Haus schleppen. Ob Urlaubskoffer oder Getränkekisten: Jede Last muss einzeln über die Absperrung gehoben werden.

Damit könnten sich die Anwohner ja noch irgendwie arrangieren. Sie könnten sich beispielsweise damit trösten, dass jetzt die böse füllige Schwiegermutter keine Chance mehr hat, ungebeten zu Besuch zu kommen. Doch leider muss auch das geliebte Enkelkind im Kinderwagen draußen bleiben, ganz zu schweigen von dem Freund, der im Rollstuhl sitzt. Und wie sollen Sanitäter im Notfall eine Trage zum Rettungswagen in den Vogelanger bringen?

Wenn sie einen Zwei-Zentner-Patienten über die Sperre hieven sollen, müssten sie trainiert sein wie Gewichtheber. Die Anwohner haben mit dem zuständigen Mitarbeiter der Stadt nach Lösungen gesucht. Auf ihren Vorschlag, wenigstens einen der Stahlbügel mit einem Schloss auszustatten, damit er im Notfall geöffnet werden kann, haben sie bisher keine Antwort erhalten. Seit Wochen schweigt die Stadtverwaltung.

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: