Mitten in Starnberg:Die Bahnhofskatze

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Was liegt auf einem Stapel Taschenbücher und lässt es sich gutgehen? Kater Pfeffi

Von Michael Berzl

Diesmal vollzieht er seine Fellpflege auf einem Spiegel-Bestseller von Rachel Joyce: "Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry". Mitten auf einem Stapel Taschenbücher in der Buchhandlung beim Starnberger Bahnhof am See sitzt der hübsche, grau getigerte Kater, kaum bemerkt von den Kunden, und putzt sich in aller Gemütsruhe. Hinten im Eck gäbe es auch die passende Fachliteratur: Neben Dutzenden Magazinen über Hunde, Vögel und Fische auch "Cats today - Deutschlands modernes Katzenmagazin" oder "Geliebte Katze - Europas beliebtestes Katzenmagazin". Eine Geschichte in der aktuellen Ausgabe widmet sich der Frage: "Warum Katzen sich so herausputzen".

Durchaus interessant, Kater Pfeffi aber ziemlich egal. Er tut's einfach, ohne nach dem Warum und Wofür zu fragen, und macht dabei eine ziemlich gute Figur. Gerne auch auf einem Kühlschrank mit Energy-Drinks drinnen. Vielleicht weil der so schön brummt. Das ist so sein übliches Vormittagsprogramm. "Er kommt und geht, wann er mag. Fast jeden Tag ist er da", erzählt Verkäufer Dirk Karschner. Wenn es dem Katzentier im Verkaufsraum zu bunt wird, verzieht es sich auch gerne einmal auf eine Mütze Schlaf in ein Regal im Verkaufsraum.

Man kennt Pfeffi mittlerweile in Starnberg, nicht nur in der Bahnhofsbuchhandlung, sondern auch in etlichen Läden und Lokalen in der Umgebung. Mit ein wenig possierlichem Geputze und gemütlichem Herumliegen hat sich der streunende Kater allenthalben beliebt gemacht. Ein Dessous-Fachgeschäft zum Beispiel sucht er gerne mal auf oder auch einen Blumenladen mit Café schräg gegenüber. Emanuel Schweiger freut sich immer, wenn der treue Besucher auf Pfoten mal wieder reinschaut. "Dann schläft er meist dort droben im Café". Und Futter steht auch an allen Stationen seiner Lokalrunde bereit. Das erzählt jeder, der die Katze beherbergt: dass sie erst einmal was frisst, ehe sie sich zum Ausruhen hinlegt.

Literatur und leckeres Essen, Dessous und duftende Blumen: Dieser Kater scheint recht entspannt zu sein und Stil zu haben. Er kommt und geht, wie er mag. Was er jetzt gerade so macht, weiß man nicht. Der Gentleman genießt und schweigt, respektive: genießt und schnurrt.

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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