Mitten in Starnberg:Der Fahrgast als Model

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Was die BOB macht, könnte für die Buswerbung im Landkreis wegweisend sein

Von Wolfgang Prochaska

Leider ist die Verkehrsmanagerin des Landkreises, Susanne Münster, im Urlaub. Ihr ist es ja zu verdanken, dass so viele Busse durch den Landkreis rollen und immer mehr Menschen sich in diese auch hineinsetzen. Wer es nicht glaubt, dem gibt Münster ordentlich Bescheid. Dennoch könnte ein bisschen zusätzliche Werbung dem Öffentlichen Nahverkehr im Landkreis nicht schaden. Zwar sind feste Abfahrtzeiten im Stundenrhythmus eine tolle Sache und für den Landkreis bis vor ein paar Jahren eine große Ausnahme, aber eine gute Werbung braucht auch eine emotionale Komponente. Ein Blick nach Südosten ist da sehr hilfreich.

In diesem Fall ist es die Bayerische Oberlandbahn - unter Kennern nur BOB genannt -, die sich ausnahmsweise sehr einfallsreich gibt. Da können sich Erwachsene zwischen Mitte 20 und Mitte 30 oder mit Mitte 50 samt Kindern als Model bis zum 19. Juni bewerben. Dass die ältere Generation auch vertreten ist, zeigt die Fortschrittlichkeit dieses Werbekonzepts. Warum die Fünfzigjährigen aber nur mit Kindern vorzeigbar sind, bleibt im Dunkeln und gibt reichlich Stoff zum Spekulieren. Sei's drum. Wichtig sind die Fotos, denn die Bewerber sollen sich für diverse Fahrgastszenen ablichten lassen, die künftig in den Zügen der BOB oder im Meridian reklamehalber hängen werden. Da sind seriöse, fröhliche oder junge Gesichter gefragt, die allen signalisieren, dass eine Fahrt mit dem Zug das Beste ist, was einem im Leben passieren kann.

Genau hier könnte auch die Starnberger Verkehrsmanagerin ansetzen. Sie bräuchte nach ihrer Rückkehr nur eine Kampagne starten, bei der sich Pendler im Bus selber ablichten, wie sie sich freudig durch die schöne Landschaft des Fünfseenlands kutschieren lassen. Immerhin sind viele Motive möglich: vom exklusiv sitzenden Fahrgast im Bus nach Aschering bis zu der den Landkreis überschreitenden Linie nach Wolfratshausen, die mit lauter zufriedenen Gesichtern besetzt ist. Man müsste nicht einmal einen Fotografen engagieren, der in London für prominente Modezeitschriften arbeitet, so wie es die BOB-Boys tun. Ein einfacher Aufruf genügt: Der ist günstig, macht kaum Arbeit, aber dafür viel Freude.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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