Mitten in Starnberg:Bräuwastl und die Achtsamkeit

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Gaststätten haben manchmal recht eigentümliche Namen.

Von Otto fritscher

Wer sage denn, Starnbergs Kneipenszene habe nichts zu bieten. Nicht nur die Lokale selbst, auch deren Namen machen schon Lust auf einen Besuch. Oder? Jeder, vor allem die Münchner, kennen das Undosa, das neuerdings aber den Namen H'ugo's hat. Wie man das genau ausspricht, wissen wir nicht genau, vielleicht am besten mit einem Schluckauf. Doch es gibt auch Lokale mit Namen für Freunde des Vereins der klaren Aussprache, den Tutzinger Hof, den Gasthof zur Au - und vielleicht gehört auch schon der Italiener am Bahnhof dazu, der "Gallo Nero". Hat aber nichts mit Asterix und den Galliern zu tun, sondern ist ein alteingesessener "Schwarzer Hahn", fast so alt wie die "Taverna" am Bahnhof, deren kulinarische Ausrichtung sich auch Ausflüglern auf den ersten Blick erschließt.

Früher, da war zwar nicht alles - und auch das Essen nicht - besser, aber vielleicht die Atmosphäre uriger. Zumindest die Kneipennamen verhießen eine gewisse Entspanntheit. Alte Starnberger werden sich noch an Hiendls Bierstüberl erinnern, das auf dem Weg nach Leutstetten Einkehr bot, oder den Bräuwastl, in der Stadtmitte, und doch so versteckt, dass ihn zumeist nur Kundige aufsuchten. Das dafür aber regelmäßig und oft schon am Vormittag. Lang ist's her. Und nicht zu vergessen Erika's Stüberl, das gleich neben dem Wiener's liegt, denn ein Café oder Kneipe ohne Apostroph scheint von vornherein dem Untergang, sprich der Pleite, geweiht zu sein.

Über den "Pizza Flitza" wollen wir nicht zu viele Worte verlieren, aber eine gewisse Originalität ist dem Namen ja nicht abzusprechen. Schwieriger ist es da schon mit so neumodischen Wortschöpfungen wie dem Café Achtsamkeit, das an der Hauptkreuzung in Percha anstelle der Konditorei Hermann eröffnet hat. Achtsamkeit, hm . . . vielleicht den Gästen gegenüber, denn der Service ist hier wirklich ausgesprochen freundlich, oder dem Verkehr gegenüber, der vorbeibraust? Wir wissen es nicht. Auch die englische Übersetzung, die auf dem selben Schild steht, hilft nicht wirklich weiter: Café Mindfulness. Wie wundert man sich eigentlich auf Englisch?

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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