Mitten in Starnberg:Bezaubernder Eiszauber

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Wer auf dem Kirchplatz Schlittschuhlaufen will, kann was erleben

Von Otto Fritscher

Was für eine Nacht! Mehr Romantik als an diesem kalten Winterabend ist auf dem sonst so kühl wirkenden Starnberger Kirchplatz kaum vorstellbar. Flocken fallen vom Himmel, die Eislauffläche ist belebt, sie wird abwechselnd in rotes und violettes Licht getaucht, was eine Stimmung wie in der Freiluft-Disco erzeugt. Viel Jungvolk tummelt sich an dem Eis, die älteren Semester stehen auf der Zuschauerbande und schauen ihren Sprösslingen zu, wie sie ihre Bahnen ziehen, Pirouetten drehen oder auch an einem der als Stütze dienenden Plastikpinguine Halt suchen. Auch die Zelte sind belebt, es gibt Kaiserschmarrn wie beim Après-Ski, Nürnberger Bratwürstl oder eine wärmende Kartoffelsuppe. Draußen, an der Schneebar, steht das Jungvolk und bestellt Jägermeister mit irgendwas - Hauptsache, es wärmt, wenn man denn schon herumsteht und sich nicht sportlich betätigen will.

Doch manchmal ist das gar nicht so einfach. Vor allem, wenn man die Ausrüstung, sprich die Schlittschuhe, nicht gleich mitbringt, sondern sie im Zelt ausleihen will. "Was für Schuhgröße?", fragt der freundliche junge Mann, hinter dem mehrere Dutzend Schlittschuhe fein säuberlich aufgereiht in einem Regal stehen. Als er "48 oder 49?" hört, zuckt er kurz zusammen. "Wir haben hier nur Schuhe bis zur Größe 47" sagt er . Nun ja, er hat wohl noch nie gehört, dass die Starnberger vorgeblich auf großem Fuß leben. Also zwängt man sich in einen Plastikschuhe, der zwickt und zwackt, aber es ist ja nicht für eine Ewigkeit, sondern nur für ein paar Runden Eislaufen.

Auf der Fläche dann die nächsten Überraschungen: Es geht immer nur links herum, also gegen den Uhrzeigersinn. So, dass man irgendwann mal einen Drehwurm bekommt. Einen Richtungswechsel, wie man ihn von allen anderen Eislaufflächen her kennt, der ist hier offenbar unbekannt. Aber nicht nur bei der Truppe hier vor Ort, die auch schnell den inzwischen gefallenen Schnee von der Fläche schaufelt, sondern auch bei den jungen Leuten, die den Eiszauber offenbar mit einem Eishockeyspiel verwechseln, herumtoben und herumrempeln. Nun ja, man war ja selbst mal jung. Was für eine Nacht.

© SZ vom 17.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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