Es gibt den wunderbaren russischen Roman "Die zwölf Stühle", in dem der Adlige Ippolit Worobjaninow zusammen mit dem smarten Ganoven Ostap Bender einen wertvollen Familienschatz sucht, der in einem von zwölf Stühlen versteckt sein soll. Auf der Reise durch das nachrevolutionäre Russland finden sie einen Stuhl nach dem anderen, bis nur noch einer übrig ist, in dem die Juwelen sein müssen. Er befindet sich in einem Kulturclub für die Arbeiterklasse. Am Abend, bevor die beiden den Stuhl stehlen wollen, schneidet Worobjaninow Bender die Gurgel durch aus Angst, dass dieser die Beute nicht teilen wolle. Eine ziemlich unnötige Aktion, denn der Schatz war längst entdeckt worden. Vom Erlös der wertvollen Juwelen war der neue Kulturclub erbaut worden.
Was hat das nun mit der Freien Wählergemeinschaft Seefeld zu tun? Eigentlich nichts. Oder doch ein bisschen. Die FWG ist offensichtlich ein Jahr vor der Kommunalwahl schon auf Stimmenfang und tut alles, um sich besonders bürgerfreundlich darzustellen. Noch vor einem halben Jahr hatte sich Fraktionschef Peter Schlecht über die Bürgerbeteiligung bei der Ortsentwicklung aufgeregt. Irgendwann müssten auch mal Entscheidungen gefällt werden, und zwar vom Gemeinderat. "Wir reden eh' schon zu viel umanand", sagte er damals. In der jüngsten Sitzung forderte er nun, alle Bebauungspläne, am besten schon vor dem rechtskräftigen Beschluss, ins Internet zu stellen, damit der Bürger informiert sei und mitreden könne. Ganz abgesehen vom Datenschutz eine super Idee. Fand die Verwaltung im Seefelder Rathaus auch. Ist aber schon eine Weile her. Die aktuellen Bauleitverfahren stehen längst auf der Homepage der Gemeinde. Das habe er nicht gesehen, musste Schlecht einräumen.
Ist nicht so schlimm. Bleibt ja noch ein Jahr Zeit für bürgerfreundliche Anträge. Ostap Bender hat die Attacke von Ippolit Worobjaninow auch überlebt.