Mitten in Percha:Morastiges Vergnügen

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Es geht doch nichts über einen Badetag am Starnberger See

Von Christiane Bracht

Wer baden will, muss diesen Sommer gut planen und auch ein wenig flexibel sein, denn schöne Sonnentage sind selten. Umso voller sind die Strände, wenn der Regen mal aufhört. Denn wer kann, nutzt jede Gelegenheit: Sobald ein Sonnenstrahl herauszukommen scheint, schnappen sich die Badefreunde schnell Luftmatratzen, Gummitiere und SUP-Bretter. Sie sind voll bepackt mit Luftpumpen, Liegestühlen, Sonnenschirmen, sogar Klapptische schleppen sie ans Ufer des Starnberger Sees. Proviant muss natürlich auch dabei sein, denn was wäre ein Badetag ohne Bier und Brotzeit? Selbst die, die noch lästige Zeit im Büro oder bei der Arbeit verbringen müssen, versuchen täglich, gerüstet zu sein. Aber wenn sie ankommen, um noch ein schnelles Ründchen im See zu drehen und sich anschließend genüsslich auf der Matte zu räkeln, ist's längst eng geworden am schmalen Uferstreifen in Percha. Jede Lücke, jeder Zentimeter muss genutzt werden. Denn der See breitet sich mit jedem Schauer mehr aus. Die Kiesbank ist schon lange nicht mehr zu sehen. Seit neuestem muss man sogar durch einen Streifen Batz und Sumpf waten, um in den See zu kommen. Und wer sich mit seiner Matte zu nah an ihn hinwagt, kann zusehen, wie er immer tiefer sinkt, wie das Wasser aus dem Boden quillt und sich langsam zu einer Pfütze um ihn herum sammelt. Wohl dem, der nicht auf einem einfachen Handtuch liegt oder sitzt, sondern eine ordentliche von unten isolierte Matte hat. Schön, wenn man da einen mitfühlenden Nachbarn hat, der mit seiner Matte noch ein paar Zentimeter weiterrutscht und ein winziges Stückchen Rasen in der zweiten Reihe freigibt. Doch hoppla, was ist das? "Ich wollte eigentlich nur mehr Abstand", sagt dieser empört und mit funkelnden Augen über so viel Unverschämtheit, dass man ihm auf die Pelle rückt. Sardinenartige Enge, wie sie im Moment in den kurzen Sonnenstunden in Percha herrscht, ist wohl nicht jedermanns Sache. Aber was ist erst in ein paar Wochen, wenn der See noch mehr Terrain erobert hat? Wenn die Badematten auf den Weg ausweichen müssen, die Fußgänger über einen drüber laufen und die Radler um einen herumkurven? Schöne Aussichten.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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