Mitten in  Münsing:Sprüche und Sprünge

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Wenn die Temperaturen steigen, schrecken selbst gestandene Männer nicht vor Peinlichkeiten zurück

Von Benjamin Engel

Beziehungslust oder Partnerfrust: Gerade in zwischenmenschlichen Beziehungen können beide Aggregatszustände schnell ineinander umschlagen. Das hat wohl jeder schon einmal erlebt. Manchmal wird es richtig schwer zu beurteilen, was nun überwiegt. Eines ist jedenfalls sicher: die weibliche Geschlechtersolidarität.

Ein Freibad am Starnberger See Ende Juli, Sonnenschein, milde Wassertemperaturen: Die Szenerie ist perfekt für einen Sprung ins kühle Nass. Womöglich geht das Paar mittleren Alters - sie die dunklen Haare zum Pferdeschwanz gebunden, er das verbliebene Haupthaar kurz zurechtgestutzt - deshalb so zielstrebig zum Ende des hölzernen Badestegs. Sie zögert jedenfalls nicht lange, zieht sich Shorts und T-Shirts aus. Nun steht sie im knappen Bikini an der Stegkante. Sie streckt die Arme über den Kopf und springt. Die Folge: ein großer Platsch. Der Sprung gleicht eher einem Bauchplatscher als einem eleganten Köpfer. "Das war ja nun wirklich nichts", ruft der Partner, noch in Polohemd und Badehose, laut hinterher. Sofort wird er von einer Frau mit grauen Haaren, Typ strenge Lehrerin, zurechtgewiesen. Die Bemerkung sei nun wirklich nicht charmant, sagt sie.

Der Mann reagiert sichtlich verärgert. Ja, wenn es doch wahr sei, gibt er spitz zurück. Ein richtiger Kopfsprung gehe eben anders. Schnell streift er sein Polohemd über den Kopf. Er geht sogar noch einige Meter weiter weg von der Stegkante. Schließlich rennt er los, hebt ab und klatscht mit dem Bauch auf das Wasser. Aua, denkt der neutrale Beobachter. Ist das nun die gerechte Strafe für den typischen, alternden Macho? Oder ist womöglich eine ganz andere Interpretation möglich? Denn das Sprichwort weiß auch: Was sich liebt, das neckt sich. Dann wäre die ursprüngliche Bemerkung des Mannes nur Zeichen einer stabilen Partnerschaft gewesen.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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