Es soll Hobbypsychologen geben, die die Persönlichkeit eines Mannes daran erkennen, welches Faschingskostüm er in seiner Kindheit bevorzugte: Cowboy oder Indianer. Während Letzterem Eigenschaften wie Lautlosigkeit und Besonnenheit zugeschrieben werden, gilt der Cowboy eher als hemdsärmelig und mehr laut als leise. Lauter Dinge also, die gern mal dem Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller unterstellt werden.
Das ist natürlich eher so etwas wie Jägerlatein und damit grober Unfug. Eine kleine Einschränkung gibt es aber schon. Schiller war immerhin als Kind im Fasching als Robin Hood in grünen Strümpfen unterwegs. Als Erwachsener warb er dann um die Gunst der Wähler mit dem Slogan, "ein Bürgermeister für alle". Was im Grunde nicht anderes bedeutet als "der Robin Hood von Herrsching".
Eines allerdings gibt er erst nach beharrlichem Nachfragen zu: Er war auch schon mal als Cowboy verkleidet. Das aber liegt wohl eher an der Gegend, in der er lebt. In Herrsching nennt man diese seit jeher nur "Texas". Womit zumindest ein gewisser Bezug zum Wilden Westen hergestellt wäre. Schiller dürfte dies aber nicht so ganz bewusst sein. Sonst hätte er doch längst aufgehört, nur vom All zu träumen, sondern sich mal Irdischerem, Nachvollziehbarerem zugewandt. Einer Städtepartnerschaft mit einer Kommune in Texas. Mit El Paso zum Beispiel.
Dort nämlich lebt ein Mann, der Herrsching vergöttert, wie sein Cousin, der Herrschinger Robert Brack, erzählt. Robert, so heißt auch der Mann aus El Paso, liest jedenfalls alle Zeitungsberichte über die Ammerseegemeinde und lässt sie sich im Netz übersetzen. Gut, aus Herrsching wird da schon mal "Mr. Ching". Aber egal. Darüber könnte Schiller ja als erstes mit dem Robert reden. Quasi von Texaner zu Texaner. Oder ganz einfach von Mann zu Mann.