Mitten in Maising:War früher alles besser?

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Es ist an der Zeit, mit der Zeit zu gehen

Von Sabine Bader

Wir müssen mit der Zeit gehen. Es hilft alles nichts. Auch wenn wir in diesem Zusammenhang gern Großmuttern zitieren, die immer sagte: "Früher war alles besser." Gut, das mag man in Zweifel ziehen. Schließlich fallen einem schon aus dem Stegreif etliche Ereignisse ein, die ganz und gar nicht besser waren. Aber der Oma zu widersprechen, konnte doof sein. Denn dann strich sie womöglich auch den frisch gebackenen Schokokuchen. Und der war in jedem Fall gut.

Also gehen wir halt doch mit der Zeit. Und tun obendrein noch, als würde uns das begeistern. Für Journalisten mittleren Alters bedeutet dies zum Beispiel: Beim Start ins Arbeitsleben hatte jeder eine elektrische Schreibmaschine vor sich stehen. Immerhin schon elektrisch. Und man war stolz drauf. Dann hielten Computer Einzug. Die Voluminösen mit dem lauten Gebläse. Recherchierte der gewissenhafte Redakteur, rief er mehr als einmal das Archiv seines Blattes an und ließ sich Artikel raussuchen. Heute geht er ganz selbstverständlich in Internet und Zeitungsarchiv. Nebenbei bestückt der noch die Homepage seines Arbeitgebers mit den verfassten Texten und füttert Facebook. Soviel zum Fortschritt.

Auch im Maisinger Seehof hat die moderne Welt natürlich längst Einzug gehalten. Da schallt nicht mehr eine durchdringende Frauenstimme durch den Biergarten, die unüberhörbar vermeldet: 74! Einer der Gäste springt dann hektisch auf und rennt vom Damm zur Essensausgabe. Heute ist das anders: Jeder Besucher bekommt ein kleines, schwarzes Plastikgerät mit einer Nummer drauf. Natürlich vollelektrisch surrend und blickend - wechselweise in Blau und Grün. Und da glaub' noch einer, dass es früher besser war.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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