Mitten in Maising:Karteln statt Kernkraft

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Freisitz für Schafkopfrunden: abenteuerliches Konstrukt in Maising. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der St. Windradl-Tag kann kommen. Die Burschen und Madeln sind mit einer Sitz-Kombi in luftiger Höhe bestens vorbereitet

Von Gerhard Summer

Wenn es nach Christian Springer geht, dann könnte die Energiewende in Bayern ein Klacks sein. Zuerst also, sagt der Kabarettist, muss ein Heiliger her, am besten ein Märtyrer, dazu der passende Feiertag, nämlich der St. Windradl-Tag am 1. November. Und dann legt die CSU über Nacht in jedes Dorf ein Windradl, als wär's ein Geschenk. Die Burschen und Madeln sind fesch herausgeputzt, allen quillt der Stolz aus den Knopflöchern, Horst Seehofer ist auch dabei. Kurz bevor das erste Windradl hochgezogen wird, macht er die Ilse Aigner mit dem Dirndl an einem Rotorblatt fest und ruft ihr von unten zu, als das Ding sich dreht: "Na, g'fallts dir, Ilse, deine Energiewende?"

Was der Springer kann, haben sich vermutlich die Maisinger Burschen gedacht, das können wir schon lange. Und auf ihren alten Maibaumstumpf eine abenteuerliche Sitz-Kombi mit vier Holzstühlen geschraubt. Was man auf der exponierten Bank machen kann? Karteln in drei Metern Höhe! Das Modell hat Zukunft, keine Frage. Hochstadt könnte sich nach seiner schrecklichen Pleite darauf besinnen, den Armen war der Maibaum ja heuer schon beim Aufstellen zusammengekracht. Mehr noch: Die neuen Windräder in den Wadlhauser Gräben bei Berg sollten sofort abgesägt werden und fortan als unglaublich teure, aber ideale Schafkopftische dienen. Denn die Sache ist die: Beim Kartenspielen, vor allem beim Schafkopfen, entsteht Reibungswärme. Und zwar um so mehr, je eifriger die Burschen auf die Unterlage klopfen, Ober und Unter hindreschen und sich am Ende in die Haare kriegen. Mit einem einzigen pfeilgeraden Sauspiel plus Handgemenge ließe sich womöglich ganz Berg mit Energie versorgen, jedenfalls im Sommer, mit einem missratenen Wenz immer noch das Vorzimmer des Landrats. Karteln statt Kernkraft - ja, damit könnte sich die CSU in der Welt wieder sehen lassen.

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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