Wer in der vorweihnachtlichen Hektik es noch schafft, Freunde oder Bekannte zu treffen und sich nach deren Befinden erkundigt, wird ganz oft nur einen Satz hören: "Ach, ich bin reif für die Insel." Von der Einsamkeit eines Robinson Crusoe schwärmen sie dann, die es doch unbedingt auch irgendwo im Fünfseenland geben müsste und so weiter und so weiter. Von einem Eiland träumen sie, auf dem nur sie ganz alleine sitzen, ungestört von panisch nach einem Geschenk suchenden Menschen oder von irgendwelchen Auftraggebern und Chefs, die noch immer davon überzeugt sind, dass die Apokalypse unmittelbar an Heiligabend droht und daher bis dahin alles erledigt sein muss, um dem Jüngsten Gericht völlig befreit entgegentreten zu können.
Tja, das mit der einsamen Insel ist im Fünfseenland leider nicht so einfach. Es gibt ja nur zwei, und beide sind besetzt: Die Mausinsel im Wörthsee wird privat bewohnt und die Roseninsel im Starnberger See, na ja, die steht auch nicht zur Verfügung, seit der Freistaat dort den Kastellan Alexander Hartl platziert hat. Wenn es also unbedingt eine Insel sein muss, bleibt hierzulande nur eine Verkehrsinsel übrig - derer gibt es wenigstens eine ganze Menge im Landkreis. Bisweilen sind diese sogar recht einsam. Und zwar so sehr, dass es sich lohnen würde, sich dort mit Liegestuhl, warmer Decke, Schirm und Proviant niederzulassen und dann abzuwarten, ob irgendein nerviger Mensch es wagt, dort aufzukreuzen.
In Landstetten beispielsweise. Da passiert mit Sicherheit - nichts. Dort entsteht grad so eine Verkehrsinsel, die im Straßenbauamtsdeutsch auch "Querungshilfe" heißt und für Fußgänger gedacht ist, die in aller Gemütsruhe über die Straße gehen wollen. Nur in Landstetten geht keiner über die Straße. Nie. Zumindest schwören das die ortskundigen Kollegen. Wer also richtig allein sein will, sollte dorthin. Aber Achtung: Die nächsten drei Tage ist sie schon besetzt.