Mitten in Herrsching:Fuchs, du kannst die Gänse stehlen

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Es ist wieder Jagdsaison auf dem Ammersee. Aber es gibt Alternativen

Von matthias pfeiffer

Die Rollenverhältnisse im schönen Kinderlied "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" müssen offenbar noch mal überdacht werden. Denn über einen Gänseverlust wäre so mancher Herrschinger sicher ganz froh und würde sich beim Fuchs gar bedanken. Nun aber ist wieder der Jäger mit Schießgewehr hinter dem Vogel her. Da die Gänse das Herrschinger Ammersee-Ufer überrennen, weiß man keine pazifistische Lösung mehr; seit Kurzem ist die Jagdsaison auf die Vögel eröffnet. Mit den Gänsen selbst hat kaum jemand ein Problem. Vor allem zur Weihnachtszeit ist die Gans eines der beliebtesten Tiere. Im Sommer aber ist das was anderes: Die Tiere laufen frei herum und müssen austreten. Und da ist kein intaktes Zusammenleben möglich - und das Ufer wird zum morgendlichen Jagdrevier. Jogger und Frühschwimmer sollten daher auf der Hut sein. Bleibt zu hoffen, dass die Morgenstunden ausreichen, sonst wird die Jagd bis zum Abend ausgeweitet. Außerdem ist fraglich, ob die Menge verfügbarer Schützen überhaupt mit der Vogelarmada fertig werden kann. Hat die Bundeswehr eigentlich zur Zeit wichtigere Inlandseinsätze? Durchaus eine heikle Mission - aber sie sollte doch mal im Hinterkopf verbleiben.

Sollte das Wasser die 24-Grad-Grenze überschreiten, wird es nämlich richtig ernst: Da können sich dann Zerkarien, die allseits unbeliebten Wurmlarven, im Wasser ausbreiten. Und die kommen ja bekanntlich aus dem Gänsekot. Beißen sie mal beim Badegast an, hat die Bikinifigur fürs Erste einen besonderen Reiz: nämlich Juckreiz mit Ausschlag. Die Zerkarien selbst abzuschießen könnte problematisch werden. Daher also lieber jetzt auf Präventivmaßnahmen setzen.

Der Bauch juckt, die Flip-Flops sind versaut - so macht der Sommer keinen Spaß. Allerdings gäbe es auch eine Lösung ohne Waffengewalt. Erinnern wir uns an das Kinderlied vom Anfang: Setzte man Füchse am Ufer aus, müsste der Mensch vermutlich gar nicht mehr eingreifen. So hilft man der Natur ein bisschen auf die Sprünge und kann aufs Schießgewehr verzichten. Gut, auch der Fuchsbandwurm birgt gewisse Probleme. Aber im Gegensatz zur Zerkarie ist man daran schon irgendwie gewöhnt.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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