Mitten in Gilching:Wetterscheue Demonstranten

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In Wackersdorf trugen sie bei Sturm und Gewitter alte Bundeswehrparkas, in Gilching blicken die Schüler bang gen Himmel

Kolumne von Otto Fritscher

Es ist natürlich lobenswert, wenn sich eine ganze Schule mit dem Thema Rassismus, Fremdenfeindlichkeit auf der einen und Zivilcourage auf der anderen Seite auseinandersetzt. So wie es das Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching diese Woche tut. "Schule ohne Rassismus - Schule mit Zivilcourage" lautet das entsprechende Motto der Projektwoche. Alle Klassen der Schule setzen sich zu unterschiedlichen Zeiten bei unterschiedlichen Veranstaltungen mit der Thematik auseinander.

Sich innerhalb der Schulmauern gegen Fremdenfeindlichkeit auszusprechen, das reicht den Gymnasiasten nicht. Deshalb ziehen alle Klassen inklusive der Oberstufenkurse mit ihren jeweiligen Lehrern an diesem Freitag in der fünften und sechsten Stunde, also von 11.35 Uhr an, in einer "Gemeinschaftsaktion", wie es in einer Mitteilung der Schule heißt, vom Gymnasium zum Gilchinger Rathaus. Früher hätte man das Demonstration genannt, aber das klingt natürlich mehr nach Transparenten, Parolen und Trillerpfeifen als eine Gemeinschaftsaktion, was an eine Teeküche, vegane Burger als Marschverpflegung und eine Petition als schärfstes Mittel des Protests denken lässt. Doch das ist natürlich in die falsche Richtung gedacht.

Vor dem Rathaus wird Manfred Walter, der Gilchinger Bürgermeister, das Wort an die Schüler richten, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Es wird, wer Walter kennt, wohl eine eher sanfte Rede werden, die zur Gemeinschaftsaktion passt.

Aber sicher ist sicher, mögen sich die Organisatoren gedacht haben, deshalb wird der Zug durch Gilching von der Polizei begleitet. Allerdings gibt es eine Einschränkung. Sollte es zu Beginn der fünften Stunde regnen, fällt die Gemeinschaftsaktion aus. Bei den Demos in Mutlangen, Wackersdorf oder Gorleben hatte man für solches Wetter den obligaten, abgewetzten Bundeswehrparka dabei. In Gilching gibt es offenbar nicht einmal Regenschirme.

© SZ vom 10.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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