Mitten in Gilching:Rudi Rüssel geht Gassi

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Inzwischen ein gewohnter Anblick: Ein Schwein mischt sich unter die Hunde mit Herrchen und Frauchen

Von PATRIZIA STEIPE

Die Felder hinter dem Friedhof im Gilchinger Altdorf sind landschaftlich ganz besonders reizvoll. Das wissen auch viele Hundebesitzer, die dort regelmäßig ihre Vierbeiner ausführen. Ein buntes Kaleidoskop an ausgefallensten Hunderassen kann man da antreffen. Der Landkreismensch gibt sich längst nicht mehr mit Dackel, Pudel und Schäferhund zufrieden. Exotische, gerne große Rassen müssen es sein, die zu den nicht minder exotischen und raumfüllenden SUVs, Jeeps und Geländewagen passen. Wenn dann so ein Shar Pei, Ridgeback oder Basenji aus einem Outlander, Pajero oder Dodge springt - das hat schon was. Manchmal sollten Luna, Kira und Rocky - das sind laut Statistik einer Hundeversicherung die Top-3-Hundenamen - vielleicht weniger Autofahren und dafür mehr Gassigehen. Übergewicht ist auch beim besten Freund des Menschen ein Problem. Vor kurzem wackelte ein ganz besonders dicker Hund neben seinen Leuten her. Ein riesiger schwarzer und extrem wohlgenährter Fleischberg. Von der Ferne betrachtet hat der Tierfreund auf Leonberger oder Neufundländer getippt. Das arme Wesen tollte nicht über die Wiesen wie seine Artgenossen, sondern schleppte seine Massen langsam über den Weg. Kein Wunder, dass sich immer wieder Hundebesitzer nach dem Tier umsahen und zu ihren Handykameras griffen. So eine Tierquälerei, die muss dokumentiert werden. Beim Näherkommen entpuppte sich der augenscheinlich übergewichtige Hund dann allerdings als schwarzborstiges Hausschwein. "Karl" hieß der Eber und "fette Sau" wäre eine grobe Beleidigung für das Nutztier mit Gardemaß gewesen. Karl büxt regelmäßig aus dem nahe liegenden Hof aus und liebt es mit Menschen eine Runde zu drehen. Friedlich grunzend trippelte er des Weges, nahm mal hier und mal da eine Schnauze voll Grasbüschel zu sich. Ließ sich fotografieren und sogar streicheln. Schwein als Haustier! Das wär's. So wie es Uwe Timm in seinem preisgekrönten Buch Rennschwein Rudi Rüssel beschrieben hat. Und bei einem Haustiervergleich im Internet schneidet das Schwein im Gegensatz zum Hund sogar besonders gut ab. Hausschweine wären bereits nach wenigen Tagen stubenrein, sie sind sensibel, gelehrig, kuscheln gerne, mögen keine Rangordnungskämpfe und Nachbars Katz lassen sie auch in Ruh'. Und ein Hingucker wäre das Hausschwein sowieso.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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