Die letzten sonnigen Tage haben den Erdbeeren endlich die nötige Süße beschert. Am Verkaufsstand in Form einer Riesenerdbeere neben der Tankstelle in Gilching herrscht Hochbetrieb. Täglich werden dort frische Erdbeeren aus der Region angeboten. Hinter dem Tresen steht eine Verkäuferin wie aus dem Bilderbuch. Stets macht sich die gepflegte Erscheinung für ihre Kunden nett zurecht: Mal ziert sie eine bunte Kette, dann wieder hat sie einen hübschen Pulli an. Es ist aber vor allem ihr stets gut gelauntes Gesicht mit dem Lächeln, das die Kunden schätzen. "Bei mir ist der Kunde noch König", verkündet sie gut gelaunt.
Da wird nicht einfach nur eine Erdbeerschale über den Tisch geschoben: Wer lieber große Früchte mag, der bekommt ein entsprechendes Körbchen, wer besonders reifes Fruchtfleisch zum gleich Essen benötigt oder einkochen möchte - kein Problem, die Erdbeerdame erfüllt alle Wünsche und hantiert schnell und gekonnt mit der Ware. Die Erdbeerzeit ist für die Rentnerin das Highlight des Jahres. Und sie nimmt ihren Job sehr ernst. Erst wenn das letzte Körbchen verkauft ist, schließt sie ihren Stand. Ehrensache. Bemitleiden muss man sie deswegen nicht. Im Gegenteil: "Mir macht das großen Spaß", verkündet sie überzeugend. Seit 1953 ist sie Verkäuferin. Da weiß man, was der Kunde mag. Zum Beispiel keine kleinen Münzen. Gerne nimmt sie diese an, aber die Saisonkraft tauscht sie in größere um und kann beim nächsten Herausgeben auf die einzelnen Cents als Wechselgeld verzichten. Ein toller Service. Nach einer solchen Vorzeigeverkäuferin würde sich wohl so manche Firma die Finger abschlecken. Doch da winkt die Dame ab. Nichts da, seit 16 Jahren steht sie bereits in der Erdbeere. "Meiner Firma bleibe ich treu." An einer Verkaufskraft mit solchen Werten und Durchhaltevermögen könnte sich so mancher Jungspund ein Beispiel nehmen. Übrigens: Die fleißige Erdbeerfrau ist 77 Jahre alt.