Mitten  in Gilching:Kreative Grüne

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Ein Fall fürs Patentamt: das "umgerüstete" Atomkraftwerk. (Foto: oh)

Ein Atomkraftwerk mit Windrad: Das ist die Lösung, um in die Erneuerbaren energien einzusteigen. Glaubt die Öko-Partei. Natürlich ist es ein Spaß

Von Wolfgang Prochaska

Man weiß ja, dass Gilching für seine jungen Einwohner sehr viel tut. Wenn es im Landkreis eine Gemeinde gibt, die das Fünfseenland voranbringt, dann ist es Gilching. Man betrachte sich nur den Marktplatz und das neue Rathaus, die in bester Harmonie den Ortskern bilden. Leider ist der Marktplatz noch etwas leer und das Rathaus auch - aber das wird sich bestimmt ändern. Man muss halt ein bisschen Geduld haben. Wer wusste vor zehn Jahren schon, dass Gilching zu der kinderreichsten Kommune Bayerns avanciert? Nun werden Kindergärten gebaut und eröffnet, dass man sich fragt, ob mittelfristig die ganze Gemeinde zum Kindergarten wird. Der Streit um die Luxusstühle lässt da manches ahnen.

Aber noch ist es nicht so weit. Noch sind alle guten Mutes und sie haben recht, zumal das kreative Potenzial weiterhin hoch ist, so hoch ungefähr wie die Kaufkraft, keine Gemeinde kann mehr Gewerbegebiete vorweisen. Als treibende Kraft gelten - man glaubt es kaum, aber es ist so - die Grünen und mit ihnen Peter Unger, der seit gefühlten 30 Jahren keinem politischen Schlagabtausch aus dem Weg geht und selbst der CSU den Schneid abkauft. Erinnert sei an Ungers Idee, Kanaldeckel als Werbefläche zu nutzen und diese zu vermieten. Legendär auch sein Wahlkampf unter dem Motto "die Gilchinger Glatze". Damit war nicht die große Ackerfläche mitten im Ort gemeint, sondern Ungers spärliche Kopfbehaarung.

Am vergangenen Wochenende zeigten sich die Gilchinger Grünen wieder einmal kreativ. Allerdings war der Anlass eher traurig. Es ging um die Atomkraftunfälle in Tschernobyl vor 30 Jahren und von Fukushima vor fünf Jahren. Auf dem Marktplatz warben sie deshalb für einen "beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien". Dazu hatten sie ein selbst gebasteltes Modell eines Atomkraftwerks mitgebracht. Daran demonstrierten sie, wie man dieses für die erneuerbaren Energien nutzen könnte. Sie hatten in dem Kühlturm eine Windrad gesteckt. Sollten sie diese Lösung patentieren lassen, stünde bestimmt Jürgen Schade, der ehemalige Chef des Deutschen Patentamts aus Gauting, bereit. Er ist jetzt ja auch ein Grüner.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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