Es war für ihn eine heikle Sitzung, denn neben ihm appellierte Landrat Karl Roth an die Gemeinderäte, dem gewünschten Asylstandort zuzustimmen. Vergebens. In der Debatte hatte auch Gilchings Bürgermeister Manfred Walter keinen Erfolgstreffer erzielt - dann aber doch noch in der Nachspielzeit gegen 22 Uhr unter "Verschiedenes". Er schlug nämlich vor, bitte schön die nächste Gemeinderatssitzung um eine Woche auf den 28. Juni zu vertagen. Es sei sonst zu befürchten, scherzte Walter, am 21. Juni nicht beschlussfähig zu sein. Denn just an diesem Abend spielt die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft gegen Nordirland.
Das Votum ging für die Terminverschiebung glatt durch, nur Margarete Blunck hatte sich zaghaft zu Wort gemeldet. Sie tat kund, nicht unbedingt ein großer Fußballanhänger zu sein, aber ebenso Walters Wunsch nachzukommen. Dem Rathauschef dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein. Schließlich muss er regelmäßig leiden, wenn seine Bayern in der Champions League kicken und sich die Ratssitzungen mit langen Beiträgen gnadenlos hinziehen. Walter bleibt trotzdem dabei ruhig, gibt aber gern mal ein Zwischenresultat dem Gremium bekannt. Sicher auch ein subtiler Hinweis darauf, doch mal an den armen Fußballfan zu denken und möglichst die Punkte jetzt etwas flotter anzugehen. Doch meistens läuft das Spiel nach der Sitzung nur noch wenige Minuten, wenn überhaupt.
Als noch stärker gilt die Fußball-Lobby im Feldafinger Gemeinderat. Dort wird jetzt überlegt, die Sitzung vom 21. Juni vorzuverlegen. Jedenfalls ist auch Bürgermeister Bernhard Sontheim ein Fußballfan wie sein Amtskollege in Gilching. Anders ticken dagegen wohl die Bürgermeister Michael Muther und Rupert Monn aus Weßling und Berg. Dort dürfte auch bei einem EM-Spiel eine Ratssitzung nicht verlegt werden.