Mitten in Gauting:Wunderbares Homeschooling

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Das Lernen der Kinder am Computer hat durchaus seine Reize - sogar für Eltern

Glosse von Carolin Fries

Man traut es sich ja kaum zu sagen, aber dem Homeschooling kann man auch Seiten abgewinnen, die Freude machen. Etwa die Liegestütze-Challenge, die die ganze Familie dazu gebracht hat, diese fiese körperliche Ertüchtigung in verschiedenesten Varianten durchzuexerzieren, um herauszufinden, ob auf Dauer die Übung mit eng oder breit gesetzten Armen anstrengender ist. Lediglich eine der Töchter hat dafür keine Zeit, weil bis Ende der Woche die Tanz-Choreografie zu "Con Calma" sitzen muss - ein Rhythmus in der Dauerschleife, dem seit Tagen häusliche Tätigkeiten wie das Ausräumen der Spülmaschine förmlich locker aus der Hüfte folgen.

Schön ist auch, dass man den ein oder anderen Lehrer mal (wieder) sieht. Also nicht in echt, sondern quasi nebenbei in den Videokonferenzen der Kinder. Nein, nicht die Art "Aber der schaut doch ganz nett aus", vielmehr: "Ui, auch lange Haare gekriegt" oder "Ach nee, die gleiche Lampe!". Eine wesentliche Erkenntnis gerade für die jüngsten Familienmitglieder ist, dass ein konzentrierter Blick auf den Bildschirm in Verbindung mit regelmäßigem Bedienen der Computermaus bei Erwachsenen Arbeit bedeutet, und nicht wie bei Kindern Entspannung beim Spielen. Das lohnt sich aufzuklären.

Natürlich ist es anstrengend und herausfordernd, das eigene Home-Office mit dem Homeschooling zu vereinen. Es klappt auch nicht immer, "mal schnell" zwischendrin die richtige Ablativ-Endung der lateinischen Vokabel parat zu haben, den Unterschied zwischen sozioökologisch und -ökonomisch zu erklären oder den Aufbau der Bodenschichten. Doch allein die Gefahr, scheitern zu können, ist kein Grund, es nicht zu versuchen. Eine Lehrerin und Vierfachmutter schrieb ihrer Klasse vor der Unterrichtsstunde in den Chat, es könne sein, dass es bei ihr mal "etwas wild" werde: "Der Drucker läuft, die Türe klingelt oder ein Kind steht da und möchte dringend was von mir wissen. Dann bitte nachsichtig sein und trotzdem mit dem Unterricht weiter machen und nicht stören lassen, ja?" Diese Stunde wollte sich dann kein Schüler entgehen lassen - auch wenn gar nicht so viel geklingelt, gedruckt und gestört wurde, wie befürchtet.

© SZ vom 15.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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