Mitten in Gauting:Weihnachten? Lieber später

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Was blüht, wenn man jetzt um einen Zahnarzttermin bittet

Von Carolin Fries

Weihnachten naht. Genau genommen naht es ja von dem Moment an, an dem es vorüber ist. Aber nun beginnt die "Augen-zu-und-durch"-Phase: Das merkt man nicht etwa daran, dass es in den Schaufenstern glitzert und die Schleusen zu den Supermarktkassen mit Lebkuchentürmen rechts und Glühweinkisten links flankiert sind. Nein, es ist ein Halbsatz, der plötzlich allen möglichen Aussagen angehängt oder vorausgeschickt wird. Und das von Menschen aus dem privaten Umfeld ebenso wie von Sprechstundenhilfen oder Arbeitskollegen. Nur zwei Wörtchen: "Vor Weihnachten" oder in Variation auch "bis Weihnachten".

Klappt der Abend mit der Freundin noch vor Weihnachten? Im Büro sollte noch bis Weihnachten dies und jenes passiert sein, die Kinder müssen in jedem Fall noch vor Weihnachten zum Zahnarzt, die Großeltern würden gerne bis Weihnachten wissen, ob das gemeinsame Skifahren stattfindet. Die Deadline steht. Es fängt zwar gerade erst an, wird sich in den kommenden Wochen allerdings massiv steigern. Bis schließlich die zwei Wörtchen nur mehr für sich stehen. Wenn man beispielsweise telefonisch nach einem Untersuchungstermin für das Kind fragt, das nun mal im letzten Quartal eines Jahres geboren wurde und deshalb in den ersten Lebensjahren jährlich in diesem Zeitraum vermessen werden sollte. "Vor Weihnachten?", plärrt es dann genervt aus dem Hörer. Man mag sich das schmerzverzerrte Gesicht am anderen Ende der Leitung gar nicht vorstellen.

Die Vorweihnachtszeit kann man genießen, gewiss. Viele scheinen sie allerdings irgendwie überstehen zu müssen. Dabei wird es auch heuer sein wie immer, das Fest kommt und es geht auch wieder vorüber. Bleibt allein alle Jahre wieder die schöne Frage: Und nach Weihnachten?

© SZ vom 09.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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